Das ist kolonial – Westfalens (un)sichtbares Erbe im Museum Zeche Zollern
Kolonialismus - Vergangenheit oder allgegenwärtig?
„Kolonialismus“ ist für viele Menschen ein längst abgeschlossenes Kapitel der deutschen Geschichte, das nur vereinzelt in Schulbüchern auftaucht. Dass die koloniale Vergangenheit keineswegs abgeschlossen und auch in Westfalen aktueller denn je ist, zeigt sich nicht nur in bestimmten politischen Diskussionen, sondern auch anhand von konkreten Spuren im Alltag. Kolonialismus spiegelt sich in gesellschaftlichen Strukturen wider und prägt bis heute unser tägliches Leben. Nicht nur Kaffee, Kakao oder Tabak sind als ehemalige Kolonialwaren allgegenwärtig☕️🌿 – auch Globalisierung, struktureller Rassismus sowie tief verwurzelte Stereotype haben ihre Ursprünge in der europäischen Expansionszeit. Höchste Zeit also, dich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen: Bis zum 26. Oktober 2025 wird im LWL-Museum Zeche Zollern in Dortmund die Sonderausstellung „Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe“ gezeigt. Sie wurde 2023 im Rahmen einer Ausstellungswerkstatt in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartner:innen erarbeitet und beleuchtet auf beeindruckende Weise die vielfältigen Facetten von Geschichte und Gegenwart des Kolonialismus.
© LWL-Museum Zeche Zollern
Zwischen Erbe und Erinnerung: Kolonialismus aus unterschiedlichen Perspektiven
Falls du dich jetzt trotzdem zurück in den Schulunterricht katapultiert fühlst: keine Sorge, die Ausstellung im LWL-Museum Zeche Zollern ist alles andere als trocken und langweilig. Sie beleuchtet das Thema aus verschiedenen, auch aktuellen Perspektiven mit unterschiedlichen Zugängen – künstlerisch, multimedial und anhand von Interviews und Statements. Damit macht sie das Thema greifbarer.
Und weil Kolonialgeschichte einfach so komplex ist, gibt es in der Ausstellung vier verschiedene Themenschwerpunkte:
1. Handel, Wirtschaft & Industrie: Was hat EDEKA mit Kolonialismus zu tun? Woher kommt dein Kaffee? Wie befeuerte Kohle aus dem Ruhrgebiet den Kolonialismus? Kolonialismus war und ist fester Bestandteil unseres Alltags. Ganz schön scary, oder? 😳
2. Forschung, Mission & Auswanderung: Die Erkundung und wissenschaftliche "Erforschung" der Welt, aber auch die Missionierung schafften die Voraussetzung für die koloniale Expansion. Objekte wie Karten, Spendendosen, gesammelte Naturmaterialien und "Souvenirs" aus den Kolonien stehen für das Gedankengut, das Deutsche aus den Kolonien zurück nach Hause trugen. Es bestimmt bis heute unsere Vorstellungen von Menschen im Globalen Süden.
3. Alltag, Propaganda & Kontinuität: Durch westfälische Kolonialvereine, Sammlungen und Völkerschauen entstand ein stereotyper Blick auf die Welt. Auch heute noch sind solche Bilder präsent: das Spiel, das du mit deiner Familie spielst oder beliebte Comics und Kinderbücher reproduzieren Stereotype und nutzen rassistische Sprache.
4. Widerstand, Gedenken & Postkolonialismus: Gewaltsame Kriege und Auseinandersetzungen waren die Folge des aktiven Widerstands der Menschen gegen die Kolonialherrschaft. Viele Vereine und Initiativen setzen sich seit Jahrzehnten für die Sichtbarmachung dieser Kämpfe und die Erinnerung an die Kolonialverbrechen ein – zum Beispiel mit der Umbenennung von Straßen oder der Kontextualisierung von Kolonialdenkmälern.
© LWL-Museum Zeche Zollern
Ausstellung "Das ist kolonial. Westfalens (un)sichtbares Erbe"
Die Ausstellung findet bis zum 26. Oktober 2025 statt. Das LWL-Museum öffnet außer montags jeden Tag seine Pforten von 10 bis 18 Uhr für dich.
Kolonialismus verstehen – aber mit Sensibilität
Kolonialismus ist ein Thema, das erschreckt und aufwühlt – und für viele Menschen belastend sein kann. Deshalb legt die Ausstellung großen Wert auf einen sensiblen Umgang mit den Exponaten, z.B. durch Content Warnings. Wenn du nicht alleine durch die Ausstellung gehen möchtest oder einfach viele Fragen hast, kannst du an unterschiedlichen Formaten teilnehmen. Es gibt Kurator:innenführungen, Kinder- und Familienführungen und sogar eine Performance-Führung. 🎭
Du merkst schon: Das Thema geht uns alle an. Die Ausstellung ist manchmal unbequem – aber absolut spannend und wichtig, um zu verstehen, was unsere Gesellschaft geprägt hatund wie man vielleicht etwas verändern kann. Schnapp dir deine Freund:innen, Familie oder mach dich alleine auf den Weg. Danach blickst vielleicht auch du ein bisschen anders auf die Welt. 🤔
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© LWL-Museum Zeche Zollern