In the organizer's words:
»Everyone should have fun with my image« (Paris Hilton)
Los Angeles, 2004: Paris Hilton, Multimillionen-Dollar-Erbin des Hilton Hotel-Imperiums, legt ihren kometenhaften Aufstieg vom It-Girl der Nullerjahre zum Reality-TV-Star und zur ersten Influencerin hin. Während Paris gerade als Erfinderin des Selfies gefeiert wird, hat ihr Ex-Freund Rick Salomon ganz andere Bilder des Partygirls anzubieten und veröffentlicht ihr privates Sextape unter dem Namen »1 Night in Paris«. Der Film wird zum meistverkauften Porno der Nullerjahre. Paris versucht vergeblich, die Rechte an ihrem Bild einzuklagen.
Bergisch Gladbach, 2004: Julia, ein junges blondes Mädchen, kommt neu in die Stadt und bekommt aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit dem amerikanischen It-Girl in der Schule sofort den Spitz- namen »Paris« verliehen. Bald schon findet sie sich in ihrem eigenen Videodreh von »1 Night in Paris« wieder. Doch wie ist sie da hingekommen? Lange verdrängt sie diese Nacht. Bis sie 2024 die Memoiren von Paris Hilton liest. Und die echte Paris darin über ihr Sextape schreibt: »Es war, als würde ich elektronisch vergewaltigt werden.« Auf der Suche nach dem Recht an ihrem eigenen Bild und letztendlich auch einem Teil ihrer selbst, versucht Julia zu beleuchten, was in der Vergangenheit wohl passiert sein könnte: Wie wurde sie zu »Paris«? Wo ist ihr Tape? Und wenn sie nicht mehr ist als die Kopie eines Originals, wer ist dann das Mädchen, das auf dem Tape zu sehen ist? Wer ist diese Person hinter der Persona?
In »Call me Paris« folgt Yana Eva Thönnes den beiden Doppelgängerinnen in das Prisma der traumatischen Erinnerung und seziert den Kontext in dem diese beiden wahren Fälle stehen: Die Nullerjahre als letztes unge- brochen misogynes Jahrzehnt, in dem sich gerade das flächendeckende Internet verbreitet.
Yana Eva Thönnes ist Regisseurin, Autorin und Performerin. 2015 gründete sie gemeinsam mit Magdalena Emmerig, Rahel Spöhrer und Belle Santos die Performance-Gruppe THE AGENCY. Im Herbst 2023 inszenierte sie im Studio der Schaubühne »In Memory of Doris Bither«.