In the organizer's words:
Wie ein Rufen aus mythischer Vorzeit beschwört Richard Strauss’ »Elektra« den Zauber des Schaurig-Düsteren, des Archaisch-Grausamen herauf. Eine geradezu unabdingbare »gewaltige musikalische Steigerung bis zum Schluß« (Strauss) lässt den Zuhörer tief in die von Trauer, Schmerz und Rachedurst geprägte Welt Elektras eintauchen: Obsessiv verfolgt die von ihrer Familie gedemütigte und gepeinigte mykenische Königstochter Elektra nur ein einziges Lebensziel: Sie beschwört Tag für Tag die Erinnerung an ihren Vater herauf, der einst von ihrer Mutter Klytämnestra gemeinsam mit deren Liebhaber Aegisth heimtückisch ermordet wurde und wartet auf die Rückkehr ihres Bruders Orest, der Vergeltung für die Bluttat üben soll. Gleiches muss mit Gleichem vergolten werden. Schwankend zwischen Hass, Hysterie, Schwäche, Überheblichkeit, abgrundtiefer Traurigkeit, Besessenheit und Sarkasmus hat Elektra jeden Bezug zu den Menschen um sich herum verloren, ist verwahrlost und hat ihre Weiblichkeit verneint.
Inspiriert von der Sprachgewalt seines kongenialen Librettisten Hugo von Hofmannsthal schuf der Fin-de-Siècle-Komponist mit seinem monumentalen Operneinakter für dramatische Stimmen und Riesenorchester ein musikalisch-psychologisches Portrait von äußerst aufwühlender Expressivität und überwältigender Klangwucht, dass ihn laut eigener Aussage bis an die äußersten Grenzen »psychischer Polyphonie« führte.