In the organizer's words:
„Was stehst du da, den Globus im Genick
Wie Thomas Müntzer Fünfzehnfünfundzwanzig?
Hau ab und schnell oder ich zeig dich an
Wegen Verleumdung. Bist du noch da? Gut. Iß.
Genosse.“
(Heiner Müller, Der Bau, uraufgeführt an der Volksbühne 1980)
Thomas Müntzer, der erste deutsche Revolutionär der Neuzeit hatte, wie Heiner Müller schrieb, den „Globus im Genick“ und den Kapitalismus der frühen Neuzeit vor Augen ‒ um den Preis, dass er seine Bauern unter dem Banner der Regenbogenfahne in den Tod führte.
Die Rezeption Müntzers und das Gedenken an ihn beschränkte sich auf die DDR: Kein Landkreis, in dem nicht wenigstens eine LPG und eine Schule nach Thomas Müntzer benannt war. Der Mann vom Fünf-Mark-Schein, nach dem Müntzer-Straßen, Singeklubs und Pionierlager hießen, verschwand nach der Wiedervereinigung in den Archiven.
Schon lange geistert der revolutionäre Mystiker und Bauernkrieger, den Ernst Bloch und Friedrich Engels beschworen haben, auch durch die Mauern der Volksbühne. 1925 wollte Piscator das dem deutschen Proletariat gewidmete Lehrstück Thomas Müntzer der kommunistischen Dramatikerin Berta Lask aufführen. Es wurde zensiert. In Friedrichs Wolfs Bauernkriegsdramen tauchte Müntzer wieder auf den Bühnen Osterberlins auf, während an der Freien Volksbühne im Westen Dieter Forte in seinem Müntzer-Stück die Litanei auf den Kapitalismus singen ließ: „O Kapital. Erbarme dich unser“.
Und jetzt müntzert es wieder im Roten Salon. Es spricht der fliegende Kopf eines Mannes, dessen letzte Worte vor seiner Enthauptung noch in der Luft liegen: „OMNIA SUNT COMMUNIA.“ Alles gehört allen!