„Held*innenreise“
Fabrice Bollon
Gullivers weitere Reisen
Ethel Smyth
Ouvertüre zu The Boatswain’s Mate
Edward Elgar
Variations on an Original Theme „Enigma“
Einen britisch-irischen Schwerpunkt setzt das zweite Sinfoniekonzert „Held*innenreise“. Den Anfang macht Fabrice Bollons satirisches Tubakonzert Gullivers weitere Reisen, das Episoden aus Jonathan Swifts gesellschaftskritischem Klassiker Gullivers Reisen humorvoll nacherzählt. Auch Komponist*innen wie Johannes Brahms und Jean-Philippe Rameau bekommen musikalisch ihr Fett weg. Die musikalische Leitung des ausgefallenen Stücks übernimmt der Komponist persönlich, als Solist ist der Tubavirtuose und Musikkabarettist Andreas Martin Hofmeir zu erleben, dem er das unterhaltsame Werk auf den Leib komponierte.
Von der irischen Heimat Jonathan Swifts ist es nur ein Katzensprung nach England zu Ethel Smyth, der bedeutendsten romantischen Komponistin der britischen Inseln.
Ein Bootsmann im Ruhestand raubt der Wirtin seines Stammlokals den letzten Nerv, indem er ihr im Rausch jedes Mal seine Liebe gesteht – ihren eindeutigen Zurückweisungen zum Trotz. Als er sich mittels eines fingierten Überfalls als Held inszenieren möchte, durchschaut sie seine seltendämliche List sofort. Die Faxen dicke dreht sie den Spieß um und lässt den Maulhelden gewaltig auflaufen …
Smyths komische Oper The Boatswain’s Mate bietet eine für das frühe 20. Jahrhundert seltene feministische Perspektive auf die unerbittlichen Behelligungen begriffsstutziger Männer. Kein Wunder also, dass die bekennende Kämpferin für das Frauenwahlrecht ihren March of the Women – die Hymne der Suffragettenbewegung – zum musikalischen Kernstück der Ouvertüre macht und so ihrer progressiven Botschaft absolute Eindeutigkeit verleiht.
Nur einige Monate älter als Dame Ethel Smyth war Sir Edward Elgar. In den einzelnen Sätzen seiner populären „Enigma“-Variationen vertonte er pseudonym seinen Freundeskreis. Während diese Identitäten längst bekannt sind, bleibt ein Geheimnis ungelüftet: Laut Elgar liegt dem Werk ein Thema zugrunde, das nie erklingt. Musikwissenschaftler*innen raufen sich seit mehr als einem Jahrhundert die Haare, ohne dass man einer eindeutigen Lösung näher wäre.
Der Satz „Nimrod“ gilt bis heute als Inbegriff von ‚britishness‘, und einen besonderen Reiz übt auch das Finale aus: Hier begegnen sich auf engstem Raum die Idiome wichtiger Vorbilder des Komponisten – Brahms, Bruckner, Schumann – und verbinden sich mit seinem unverwechselbaren Personalstil.