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Anonyma (i. e. Marta Hillers) »Eine Frau in Berlin« und Wladimir N. Gelfand »Deutschland-Tagebuch 1945–1946«.Doppelporträts und exemplarische Texte

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Dass es sich bei der zunächst anonymen Autorin der zuerst 1954 veröffentlichten, vom 20. April bis zum 22. Juni 1945 reichenden Tagebuchaufzeichnungen um die junge Journalistin Marta Hillers handelte, wurde erst 2003 eindeutig belegt. Die in Krefeld geborene Hillers lebte zeitweilig in Düsseldorf und schloss sich der kommunistischen Partei an. Infolge von Auslandsaufenthalten sprach sie gut Russisch und fließend Französisch. Seit 1934 lebte sie in Berlin und arbeitete als freie Journalistin. 1945 wurde sie Zeugin der Eroberung Berlins durch die Rote Armee.

Der aus ärmlichen jüdischen Familienverhältnissen in der heutigen Ukraine stammende Wladimir Gelfand wurde im Mai 1942 zur Roten Armee einberufen und nahm an verschiedenen großen Schlachten teil. Im November 1943 wurde er in die kommunistische Partei der Sowjetunion aufgenommen, einige Monate später zum Leutnant befördert. Im Frühjahr 1945 war seine Einheit am Vorstoß auf Berlin und der Eroberung der Stadt beteiligt. Bis zum Herbst 1946 blieb er in verschiedenen Verwendungen in Berlin beziehungsweise dessen Umgebung, bevor er in die Sowjetunion zurückkehrte. Entgegen eines strikten Verbotes für Angehörige der Roten Armee machte Gelfand durchgängig Notizen oder längere Tagebuchaufzeichnungen, die er vielen Schwierigkeiten zum Trotz auch aufbewahren und erhalten konnte. An eine umfassende Veröffentlichung war freilich in der Sowjetunion nicht zu denken. Erst lange nach seinem Tod und dem Zusammenbruch der UdSSR ermöglichte Gelfands Sohn eine Publikation. Es handelt sich um ein äußerst seltenes Zeugnis eines Rotarmisten, der nicht zuletzt den Kontakt mit der deutschen Zivilbevölkerung beschrieben hat.

 

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe »80 Jahre Kriegsende in Europa«

UNGLEICHE WORTE. Sieger und Besiegte, Befreier und Befreite in Deutschland 1945 – Doppelporträts und exemplarische Texte

Mit Dr. Katja Schlenker und Prof. Dr. Winfrid Halder

Als in den ersten Monaten des Jahres 1945 die Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition, angeführt von den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Sowjetunion, das Gebiet des damaligen Deutschen Reiches vollständig eroberten, die deutsche Wehrmacht endgültig besiegten und das verbrecherische NS-Regime zerschlugen, trafen ihre Soldaten und Kriegskorrespondenten auf Angehörige einer Nation auf dem politischen und moralischen Tiefpunkt ihrer gesamten Geschichte. Umgekehrt sahen sich die Deutschen mit den Siegern und Befreiern konfrontiert, die ihnen nach zwölf Jahren Diktatur und weitgehender Isolation zumeist fremd erschienen. Von beiden Seiten wurden erste Eindrücke festgehalten, deren ungefilterte Direktheit bis heute eindrucksvoll ist. Sie zeigen zudem, dass der folgende Weg der »Westintegration« immerhin eines Teils Deutschlands, der mit maßgeblicher Hilfe der USA eingeschlagen wurde und der den Weg zu Demokratie und Selbstbestimmung eröffnete, weder selbstverständlich noch einfach war.

Die Reihe stellt jeweils zwei Personen vor, die sich mittelbar, seltener unmittelbar begegneten und die Erfahrungen der vermeintlichen »Stunde Null« festhielten.

Location

Gerhart Hauptmann Haus Bismarckstraße 90 40210 Düsseldorf

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