Durch eine schwere Dürre kam es Mitte der 1980er Jahre in einigen Staaten der Sahelzone zu einer großen Hungersnot, die vor allem Teile von Äthiopien betraf. Der dortige Bürgerkrieg zwischen dem sozialistisch orientierten Militärregime und Rebellen verschärfte die Not der Bevölkerung. Im Oktober 1984 sorgte eine britische Fernsehreportage mit drastischen Filmaufnahmen von Hungeropfern in großen Teilen der Welt für Entsetzen.
Staaten aus Ost und West schickten Lufttransportkräfte nach Äthiopien, um bei der Versorgung entlegener Regionen zu helfen. Daran beteiligten sich sowohl die Bundesrepublik Deutschland als auch die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Damit waren mitten in der letzten Hochphase des Kalten Krieges Soldaten der Bundeswehr und der Nationalen Volksarmee gleichzeitig an einer internationalen Hilfsaktion beteiligt. Dieser heute weitestgehend vergessene Einsatz von Transportfliegern startete noch vor den bekannten musikalischen Hilfsprojekten „Band Aid“ und „Live Aid“.
Die multiperspektivisch angelegte Ausstellung betrachtet die Hilfsmaßnahmen in politischen, militärischen und gesellschaftlichen Zusammenhängen. Handelten die hilfeleistenden Staaten in Ost und West aus rein humanitären Beweggründen oder auch aus politischen Interessen? Warum brauchte man militärische Transportflieger, um die Hilfsgüter zur notleidenden Bevölkerung zu bringen? Wie begegneten sich west- und ostdeutsche Soldaten im Einsatz? Wie hatte sich die durch mediale Berichterstattung aufgerüttelte Zivilgesellschaft in die Hilfe eingebracht? Was haben Ölradiatoren mit einer Kritik an Hilfsaktionen aus dem globalen Norden zu tun?