Perspektiven der gegenwärtigen Erinnerungskultur
Als Erinnerungskultur bezeichnen wir die Reihe von Erinnerungspraxen, die Auskunft darüber geben, wer wir gewesen sind und wer wir heute sein wollen. Wer aber ist dieses „Wir“ und wer bestimmt, wie viele von uns dazugehören?
Im vergangenen Jahr 2024 wurde auf der Bundesebene ein konzeptueller Entwurf für eine plurale Erinnerungskultur veröffentlicht. Dieses soll die bestehenden Säulen der Erinnerungskultur um drei weitere Themen erweitern: Kolonialismus, Einwanderungsgesellschaft und Demokratiebildung. Daraufhin regte sich Unmut in Institutionen der Erinnerungskultur, die mit einem wütenden offenen Brief antworteten. Anlass, noch einmal die grundlegenden Fragen zu stellen: An was wollen wir erinnern? Wie wollen wir erinnern? Und wer erinnert an wen?
Der Literaturwissenschaftler Ibou Coulibaly Diop und der Politikwissenschaftler Max Czollek denken darüber nach, wie unterschiedliche, postmigrantisch geprägte Perspektiven auf die Erinnerung gleichzeitig existieren können. Sie unterstreichen mit ihrer gemeinsamen Arbeit im Projekt Heimaten (HKW Berlin) außerdem, dass sie einander gerade in politisch herausfordernden Zeiten wie diesen vielleicht mehr denn je brauchen.
In einem moderierten Gespräch geben sie einen Einblick in ihre Arbeit zu Erinnerung und Gegenwart, Zugehörigkeit und Widerstand.
Die Plätze dieser Veranstaltung sind begrenzt, daher ist eine Anmeldung unter https://pretix.eu/NiLSS/Zeitzentrum/ erforderlich.
Max Czollek, geboren 1987, ist Autor und lebt in Berlin. Er ist Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart und seit 2021 Kurator der Coalition for a Pluralistic Public Discourse (CPPD) für eine plurale Erinnerungskultur. 2022 Ideengeber der Ausstellung Rache. Geschichte und Fantasie am Jüdischen Museum Frankfurt. Seit 2023 Kurator beim HKW Berlin. Seine Gedichtbände erscheinen beim Verlagshaus Berlin, seine Essays beim Carl Hanser Verlag.
Ibou Coulibaly Diop, geboren 1979 in Segatta (Senegal), ist Literaturwissenschaftler, Kurator und Dozent und lebt in Berlin. Er ist Jurymitglied von Resonanzen – Schwarzes Literaturfestival und veröffentlicht regelmäßig zur Literatur der Transkulturalität und zur Bedeutung der afrikanischen Literatur in der Welt von morgen. Für den Berliner Senat erarbeitete er das Erinnerungskonzept Kolonialismus, für die Stiftung Stadtmuseum Berlin ist er in der Kompetenzstelle Dekolonisierung tätig.
Diese Veranstaltung ist eine Kooperation des ZeitZentrum Zivilcourage und Spielfeld Gesellschaft.