Sina Heffners Ausgangsinteresse ist das Verhältnis von Mensch, Tier und Natur, mit dem sie sich in Zeichnungen, Fotografien, Installationen sowie Skulpturen im öffentlichen Raum befasst. Ihre Beschäftigung mit dem Tier setzt bei unserer Vorstellung von Natur und Naturbildern an und befragt deren Ordnung. Auch ihre Ausstellung „Symbionten“ verhandelt dieses Spannungsfeld. Symbionten sind Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen die in einer Wechselbeziehung zueinander stehen und sich ergänzen, also zwei unterschiedliche Elemente, die zu einem neuen Ganzen zusammengeführt werden – ein Prozess, der zentral für die Arbeiten im Raum für Freunde ist.
Die Zeichnungsserie „Aus Reiseberichten“ (seit 2024) erinnert an Naturstudien, an die akribischen Darstellungen in historischen Botanikbüchern. Allerdings kreiert Heffner die Gewächse in ihren Zeichnungen und verbindet Pflanzen und Tiere: ein Element entspringt dem Anderen und die einzelnen Teile bedingen sich gegenseitig. Anstoss zur Serie ist die Faszination der Künstlerin für historische Quellen, die das damalige Verhältnis der Menschen zur Natur zeigen. Dazu zählen frühe Reisebeschreibungen von Europäern aus fernen Ländern, die deren Neugierde für unbekannte Landschaftsräume darlegen. In mittelalterlichen Büchern, den sogenannten „Bestiarien“ zum Beispiel finden wir detaillierte Darstellungen von Tieren, die gleichberechtigt mit Fabelwesen koexistieren. Oft waren diese Visualisierungen die einzige Möglichkeit, sich einen Eindruck von exotischen Tieren zu verschaffen. Dabei waren die Tiere den Illustratoren meist nur aus Erzählungen bekannt – was nicht selten zu gewissen Irrtümer führte. So wurden aus Schuppen Federn und Proportionen verschoben sich.
Die Installation „Ausschnitte“ (2025) ist die plastische Fortführung der Serie „Aus Reiseberichten“. Die monochromen Skulpturen wirken wie Landschaftsausschnitte, die in den Raum für Freunde gepflanzt wurden und diesen jetzt einnehmen. Die Formen bewegen sich an der Schwelle zwischen Tier- und Pflanzenwelt und gehen ineinander über. Sie erinnern an Gazellenköpfe oder Tentakel genauso wie an Farne und Pilze. Die Installation verdeutlicht Sina Heffners Interesse für den Raum sowie dafür, welche Position Menschen, Tiere und Pflanzen darin einnehmen und welche Bedeutungen dadurch entstehen. Eine weitere raumgreifende Arbeit der Künstlerin die diese Aspekte verhandelt ist bereits seit 15 Jahren in Wolfsburg zu sehen: die Skulptur „Giraffe“ am Klieversberg in der Nähe des Planetariums.