Lesungen / Autor*innenwettbewerb / Schnyder/Danulat/Kutschke
13:30 Uhr »Flaschenkinder« von Rebecca C. Schnyder / 14:30 Uhr »OTA« von Lisa Danulat / 16:00 Uhr »Fußnoten aus dem späten 21. Jahrhundert« von Svealena Kutschke
Die Lesungen finden im Zwinger 3 statt. Zusätzlich werden sie im Livestream und im Anschluss an die Veranstaltungen auch im Video zu sehen sein.
»Flaschenkinder«
Lia und Jonas lernen sich beim Altglascontainer kennen. Sie entsorgen die leeren Flaschen ihrer Eltern, jeden Tag, viele, zu viele. Denn Jonas’ Mutter und Lias Vater trinken. Langsam nähern sich die Kinder einander an und finden ein Gegenüber, dem man nichts erklären muss und nichts vorspielen. Beide träumen sich gemeinsam in eine Welt ohne Flaschen, mit weiten Reisen und gezähmten Drachen, mit Geschwistern, die sich gegenseitig beschützen. Ihre Schicksalsgemeinschaft wird auf die Probe gestellt, als Jonas schließlich in eine Pflegefamilie kommt und es schafft, sich zunehmend aus der von Gewalt und Unsicherheit geprägten Beziehung zu seiner Mutter zu lösen.
»OTA. Trauma und Fraktur«
Das Krankenhaus ist ein von Regeln und Hierarchie geprägter Ort. Und sie, sie ist eine der wertvollsten Mitarbeiterinnen. Das sagte zumindest der Chef, vor neun Jahren auf der Weihnachtsfeier. Zwischen diesem Lob, dem Operationsbesteck und dem Feierabendbier spannt sich der Alltag der Operationstechnischen Assistentin, kurz: OTA, auf. Sie liebt ihre Arbeit, sie ist ihre Arbeit, jeden Tag aufs Neue. Doch die Sicherheit der täglichen Wiederholung gerät ins Wanken, als sich Unzufriedenheit bei ihren Vorgesetzten breit zu machen scheint. »OTA« wirft einen Blick hinter die Kulissen der Operationssäle und erzählt dabei trotz schwerer Verletzungen, überlasteter Chirurg*innen, Fachkräftemangel und schlechtem Kaffee vor allem von der Schönheit und Sinnhaftigkeit des Menschenreparierens.
»Fußnoten aus dem späten 21. Jahrhundert«
Es wird getippt, abgeheftet, getackert, kopiert. Außen gibt es Regen und innen gibt es Kaffee. Und Fragen: Wer bringt eigentlich wem den Kaffee in so einer Verwaltung? Wer nimmt das letzte Stück Kuchen? Und warum weint es sich leichter, wenn du an Pinguine denkst? »Fußnoten aus dem späten 21. Jahrhundert« spielt am Ende dieses Jahrhunderts. Die Verwaltung hat nach wie vor die Aufgabe, Probleme nicht zu lösen, sondern sie zu kategorisieren: auf den Haufen für Traurigkeit oder Protest oder für Menschen, die sich eine Sonderration Fleisch erschlichen haben. Aber es gibt eine Figur namens Paranormales Phänomen, es gibt eine viel zu heiße Sonne und einen Wasserfleck im Büro, der sich zum Ozean ausbreitet. Es gibt einen toten Wal, der vor dem Kopierer angespült wird, und es gibt Analyse und Zärtlichkeit angesichts der Zukunft. Klar ist: Das Wetter ist nicht schuld!