Lesungen / Autor*innenwettbewerb / Sönmez/Pfeiffer/Federer
13:30 Uhr »16GB: Tischtennisplattenpolitik« von Zehra Sönmez / 14:30 Uhr »Ein Kinderspiel« von Sean Pfeiffer / 16:00 Uhr »Asiawochen« von Yannic Han Biao Federer
Die Lesungen finden im Zwinger 3 statt. Zusätzlich werden sie im Livestream und im Anschluss an die Veranstaltungen auch im Video zu sehen sein.
»16GB: Tischtennisplattenpolitik«
Die Tischtennisplatte. Keine grüne Vereinsplatte mit abgerundeten Ecken für lockeres Ping-Pong, sondern Beton und harte Kanten. Für die Zwillinge Ceren und Andaç »ein Ort des Zusammenfindens. Das Zusammenfinden unserer Gefühle, Schmerzen, Freude«. Hier wurden erste Musikvideos gedreht, Hot Wheels spektakulär verbrannt, Entschuldigungsbriefe geschrieben, diskutiert und nicht nachgegeben, versöhnt und gefeiert. Hier werden Systemkritik ausgehandelt und Strukturen hinterfragt. Klar, direkt und unnachgiebig hält Zehra Sönmez der Gesellschaft – und nicht zuletzt dem Theater- und Kulturbetrieb – den Spiegel vor und fragt nach der tatsächlichen Erlebbarkeit des proklamierten »Wir« im Schatten weißer Mehrheitsnarrative und kaschierter Diskriminierung.
»Ein Kinderspiel«
Ede und Len befinden sich in den Resten einer Wohnung. Um sie Zerstörung und Tod. Ede hat keine Augen mehr, Blut sickert aus beiden Körpern. Sie versuchen eine Bestandsaufnahme: »Gibt es noch die Bücher?« / »Seiten gibt es.« Ein Soldat setzt Lens Leben ein Ende. Zeit vergeht. Und Vat, Mut, Kin tauchen auf, beziehen den zerstörten Raum, performen die Normalität eines Kleinfamilienlebens, essen, sprechen. Aber Ede ist noch immer anwesend, sichtbar nur für Kin. Das erlebte Grauen eines Krieges bleibt in den Räumen, bleibt als Trauma erfahrbar, sickert langsam ein in die Wahrnehmung der Familie. Zurück bleiben Ede und die Sprache. Schmerzhaft, versehrt, unerlöst.
»Asiawochen«
Die Lehramtsstudentin Vanessa verzweifelt an den blinden Flecken des deutschen Bildungssystems beim Thema Kolonialgeschichte. Gleichzeitig will sie unbedingt hinter die Geschichten der Geschichte kommen: dem Trauma hinter dem Schweigen des Vaters und dem Maß für die kollektive Schuld eines Lebens im Westen des 21. Jahrhunderts. Alle um sie herum sind von ihrer Obsession überfordert. Aber Vanessa kann nicht anders. Alles hängt für sie mit allem zusammen: der Kolonialismus mit dem Nationalsozialismus, der BND und Adenauers Angst vor einem mächtigen Asien mit dem Putsch gegen den ersten Präsidenten Indonesiens, die anschließenden Pogrome und Massenmorde. Yannic Han Biao Federer stellt in seinem Stück die Frage: Wie soll das Verdrängte, das Unaussprechbare konsumierbar gemacht werden?