In Canto I von „Inferno“ sinniert der Dichter Dante Alighieri: „Der Tod ist nicht viel mehr“. Der Satz stammt zwar aus dem 14. Jahrhundert, hat aber auch in der heutigen Zeit noch seine Bedeutung. In Dantes Worten ist der Druck der Welt so groß geworden, dass sich das Sterben kaum noch schlimmer anfühlt als das Leben. Boundaries sprechen dieses Gefühl direkt an. Das Quintett aus Connecticut – Matthew McDougal (Gesang), Cory Emond (Gitarre), Tim „Cheese“ Sullivan (Schlagzeug, Gesang), Nathan Calcagno (Bass, Gesang) und Cody DelVecchio (Gitarre) – greift die Zwietracht und den Streit einer scheinbar dem Untergang geweihten Generation auf und trifft damit einen Nerv.
Boundaries haben seit ihrer Gründung im Jahr 2014 metallischen Hardcore mit kraftvollen Melodien und ergreifender Ehrlichkeit verbunden. Die Gruppe hat sich über Veröffentlichungen wie „Hartford County Misery“ (2017), „My Body In Bloom“ (2019), „Your Receding Warmth“ (2020) und „Burying Brightness“ (2022) organisch weiterentwickelt. Nachdem sie sich eine treue Zuhörerschaft aufgebaut und weitreichende Anerkennung erhalten haben, entfesselt die Gruppe auf ihrem dritten Album „Death Is Little More“ (2024) eine Flut ungezügelter Emotionen. Live sind sie als Kraftpaket bekannt und teilten die Bühne mit allen von Counterparts über Lorna Shore bis hin zu Currents.
Sie leiten das Album mit der bedrohlich magnetischen Leadsingle „Easily Erased“ ein. Eine melodische Gitarre schneidet durch eine Wand aus Verzerrung, während ein wippender Groove wie ein Presslufthammer zuschlägt. Der Beatdown lässt gerade genug Raum für den prägnanten Refrain: „Will you break all of the promises that you made? For you, it should be easy to erase“. „A Pale Light Lingers“ stützt sich auf einen stampfenden Groove, der durch ein halsbrecherisches Riff ausgeglichen wird. Lochie Keogh von Alpha Wolf stapft mit einem gutturalen Knurren ins Bild und fügt der Zerstörung eine weitere Dimension hinzu. „Scars On A Soul“ rollt mit vollem Tempo auf einem stampfenden Gitarrenriff nach vorne und macht Platz für ein Call-and-Response zwischen den Clean Vocals und den Screams. Die Reise erreicht ihren emotionalen Höhepunkt bei „Blame's Burden“ (feat. Marcus Vik von Invent Animate). Cineastische Gitarren-Ouvertüren setzen die Szene in Szene und erhöhen die Spannung, um dann mit einem kathartischen Schrei zu explodieren. Dann gibt es noch „Blood Soaked Salvation“ (feat. Matt Honeycutt von Kublai Khan), das die Jungs als „Wie passen A Day To Remembers Homesick und Converge zusammen?“ beschreiben. Im abschließenden „Inhale The Grief“ lässt die Band ihre ganze Bandbreite aufblitzen und mündet in eine letzte, unbestreitbare Katharsis.