CHANSON UND JAZZ MIT MATHILDE VENDRAMIN
Mathilde Vendrami - vocals
Arseny Rykov - piano
Rodolfo Paccapelo - bass
Greg Smith - drums
Die französische Sängerin und Jazzcellistin Mathilde Vendramin stellt uns zusammen mit einem großartigen Trio teilweise unbekannte französische Sängerinnen und Komponistinnen der 1950-er und 1960-er Jahre vor, die von den Fernsehmoderatorinnen
Mireille Hartuch und Denise Glaser präsentiert wurden. Beide moderierten in den 1950er und 1960er Jahren eigene Sendungen, in denen die französischen Stars von Morgen vorgestellt wurden. Sie hatten damit großen Einfluss auf Musiker*innenkarrieren in jeglichen Genres. Mireille Hartuch war selber Musikerin. Sie studierte in den 1920er Jahren am Pariser Konservatorium Klavier und hatte früh Auftritte am Odéon und der Bouffes-Parisiennes. Mit ihrem Ehemann Jean Nohain komponierte sie über 600 Chansons. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges ging sie in die USA, wo sie mit Douglas Fairbanks junior und Buster Keaton in Hollywood vor der Kamera stand. 1937 heiratete sie den Schriftsteller Emmanuel Berl, mit dem sie sich (sie war Jüdin) vor den deutschen Besatzern in den südfranzösischen Bergen verstecken musste. Nach dem Ende des Krieges ging sie nach Paris zurück und verkehrte im Umkreis von Jean Cocteau, Albert Camus und André Malraux. Ihr Freund, der Filmregisseur Sacha Guitry, schlug ihr die Gründung des „Petit Conservatoire de la Chanson“ vor, das 1955 eröffnete und das später als gleichnamige Fernsehsendung von ihr moderiert wurde. In dem „Petit Conservatoire“ traten Sängerinnen wie Françoise Hardy, Frida Boccara, France Gall, Colette Magny und andere auf.
Frida Boccara wurde von Mireille Hartuch präsentiert und am Petit Conservatoire de la Chanson ausgebildet. Erste Erfolge feierte sie 1960 beim Rose-d’Or-Festival in Antibes. 1969 vertrat sie Frankreich beim Grand Prix Eurovision de la Chanson (Eurovision Song Contest) mit dem Lied Un jour, un enfant, eine Komposition von Émile Stern, und gewann punktgleich mit drei weiteren Sängerinnen. Weitere internationale Erfolge waren Les Moulins de mon cœur (von Michel Legrand - eine englischsprachige Version, The Windmills of my Mind, machte Dustie Springfield bekannt) und Cent mille chansons (Komponist Michel Magne). Michel Legrand war einer der wichtigsten Jazzpianisten und -komponisten Frankreichs, begann seine Karriere in den 1950er Jahren und komponierte die Filmmusik für viele bekannte Filme. Unter anderem komponierte er auch Stücke für Frida Boccara, die für ihre größten Verkaufserfolge zwei Goldene Schallplatten und eine Platinschallplatte erhielt. Außer in Frankreich genoss sie vor allem in Spanien große Popularität; auch auf Deutsch, Englisch, Italienisch und Russisch nahm sie Lieder auf. Ihre aktive Zeit als populäre Sängerin mit jährlichen Schallplattenveröffentlichungen lag zwischen 1960 und 1983.
Françoise Hardy verdankte ihre Karriere unter anderem Mireille Hartuch, die sie in ihrer Sendung vorstellte (und von der sie ausgebildet wurde). Auch in der Sendung „Discorama“ mit Denise Glaser wurde Françoise Hardy vorgestellt.
Denise Glaser verhalf in ihrer Sendung „Discorama“ unter anderem Serge Gainsbourg zu mehr Popularität, da sie ihn mehrmals in ihrer Sendung interviewte. Leider nuschelt Gainsbourg so sehr in die Kamera, dass sich kaum ein Wort, von dem was er sagt, verstehen lässt. Auch Denise Glaser präsentierte wichtige französische Musiker*innen der Zeit, jedoch nicht nur deren Songs, sondern ließ sie in Interviews zu Wort kommen. Unter anderem führte sie längere Interviews mit Marie Laforêt und mit Sylvie Vartan, die als Topstar der sogenannten Yéyé-Girls (französische Teenager-Pop-Bewegung der 1960er Jahre) zusammen mit Françoise Hardy und Sheila galt.