TANZ
Kleines Haus
von Milla Koistinen / Unusual Symptoms
Wenn der Morgen dämmert, bricht Licht aus der Nacht hervor. Die schwächeren Sterne verblassen allmählich, und nur die hellsten bleiben noch eine Weile sichtbar – so wie auch Jupiter und Venus, Planeten der Hoffnung und der Liebe. „Alles wird gut“ mag heute wie ein unmögliches Versprechen klingen. Vielleicht wendet sich nicht alles zum Guten, doch manche Dinge können durchaus anders werden, als sie sind. In ihrem Buch Hope in the Dark schreibt die US-amerikanische Schriftstellerin Rebecca Solnit, dass Hoffnung weniger ein Versprechen als vielmehr eine Praxis ist, eine gemeinsame Anstrengung, die Zeit und Raum benötigt, um Gestalt anzunehmen. Ein Füreinander-Sorgen, Mutig-Sein, Sich-Gegenseitig-Halten, bevor die Dunkelheit dem ersten Tageslicht weicht.
In Dawn beschäftigen sich Unusual Symptoms und die finnische Choreografin Milla Koistinen mit Hoffnung als kollektiver Praxis. Inspiriert von den Ritualen und Gesten körperlicher Arbeit erforschen sie die Gegensätze zwischen Hoffnung und Trauer, Freude und Wut, Leidenschaft und Müdigkeit – und fragen, wie diese gegensätzlichen Kräfte uns als Einzelne und als Gemeinschaft durch Notlagen tragen können. Denn zu hoffen ist nährend, kann aber auch erschöpfend sein. Ein müder Körper braucht einen anderen, an den er sich anlehnen kann, an dem er Ruhe findet und der ihm Halt gibt. An wem und woran halten wir uns fest, wenn die Morgendämmerung länger als gewöhnlich auszubleiben scheint?