von Mizzi Meyer
Schotty hat kein Problem damit, menschliche Überreste zu entfernen. Mit Bürsten, Lappen und chemischen Spezialmitteln rückt der Tatortreiniger unerschrocken Blutlachen, Knochensplittern und Hirnmasse zu Leibe. Nur eines macht ihm wirklich zu schaffen: Der Kontakt zu denen, die sich an den Unglücksorten tummeln, ob nun aus triftigem Grund oder einfach nur so. Immer wieder verwickeln sie ihn in Gespräche bis hin zu regelrechten philosophischen Diskussionen. Aber so anstrengend lebendige Menschen auch sein mögen: Schotty hört ihnen zu, hakt nach, gibt Rat oder Widerworte und weiß am Ende des Tages, dass er sich sein Feierabendbierchen redlich verdient hat.
Erst der Tod, dann die Arbeit – dann das Publikumsvergnügen. Der renommierten Theaterautorin Ingrid Lausund gelang unter dem Pseudonym Mizzi Meyer 2011 ein einmaliger TV-Coup: mit den Nicht-Abenteuern des Tatortreinigers, dem es nicht glückt, einfach nur seinen Job zu machen, ohne sich dabei mit den zutiefst menschlichen und menschelnden Zuständen der Gesellschaft auseinandersetzen zu müssen. Nun macht das Reutlinger Theater mit ausgewählten Ereignissen aus dem (Arbeits-)Leben des Heiko »Schotty« Schotte den Tonnekeller zum Tatort.