»Die freie Hansestadt Bremen ist bereit...«

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»Die freie Hansestadt Bremen ist bereit...«

Der lange Weg zur Universitätsstadt

 

Zum Stück

Die Lesung nimmt den langen Weg der Universitätsgründung in der Hansestadt in den Blick: Von der Idee einer internationalen Universität in der Nachkriegszeit über eine Campus-Universität mit traditionellem Fächerkanon bis zur Reform-Uni nach dem „Bremer Modell“ hinter dem Stadtwald. Welche Hoffnungen waren mit dem Vorhaben verbunden und welche Widerstände galt es zu überwinden? Welche Konzepte wurden verfolgt und wieder verworfen? Wer waren die maßgeblichen Akteurinnen und Akteure? Und wie reagierte die Bremer Öffentlichkeit?

Am 9. Oktober 1959 empfiehlt die wissenschaftliche Kommission des Wissenschaftsrates (WR) den Ausbau der Hochschule für Sozialwissenschaften in Wilhelmshaven durch eine Juristische und eine Philosophische Fakultät und schlägt Bremen als Standort für diese neue Hochschule vor. In dieser nordwestlichen Region der BRD gab es zu diesem Zeitpunkt noch keine Universität. Ein halbes Jahr später plädiert der WR schon für die Gründung von Volluniversitäten. Der Bremer Senat gibt bereits am 3. November 1959 ein Gutachten über die räumlichen, finanziellen und personellen Möglichkeiten einer Universitätsgründung in Auftrag. Auf der Grundlage dieses Konzepts für eine Campus-Universität nach US-amerikanischem Vorbild trifft der Senat am 21. März 1961 eine Grundsatzentscheidung und verkündet: „Die Freie Hansestadt Bremen ist bereit, neben ihrer Wesensaufgabe – der Erhaltung und dem Ausbau von Hafen und Handel – die für sie neue Aufgabe der Gründung einer Universität zu übernehmen. Die damit verbundenen Verpflichtungen übersteigen jedoch die finanzielle Leistungsfähigkeit des Stadtstaates Bremen.“ Zehn Jahre später, am 14. Oktober 1971, wird im Bremer Rathaus die neue Universität eröffnet. Der Gründungsprozess ist von den leidenschaftlichen bildungspolitischen Debatten der 1960er Jahre und den Forderungen der Student/innenbewegung geprägt. Anstelle einer an traditionellen Strukturen und Fächerkanon orientierten Volluniversität entsteht eine Reformuniversität ohne Fakultäten und zunächst mit Schwerpunkten auf den sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern sowie der Aus-bildung von Lehrer/innen und Jurist/innen. Zu den Prinzipien des sozialdemokratisch geprägten »Bremer Modells« gehören u. a. die Mitbestimmung aller Mitglieder (Drittelparität), transparente Entscheidungen, eine an den drängenden Fragen der Gesellschaft und den Interessen der Arbeitnehmer/innen orientierte Forschung, die Entwicklung neuer, interdisziplinär und praxisbezogen gestalteter Lehr- und Lernformate (Projektstudium) sowie die Förderung gleicher Bildungschancen. Begleitet wird der Gründungsprozess von einem breiten Medieninteresse und Diffamierungen konservativer Parteien und Vereinigungen. Doch nicht erst Ende der 1950er Jahre wurde die Handels- und Hafenstadt mit dem Anspruch konfrontiert, sich einer weiteren neuen Aufgabe zu stellen und Wissenschaft und Bildung zu fördern, mit dem Ziel, junge Menschen zu kritischen und aktiven Bürger/innen zu erziehen. 1947 als Folge der Erfahrungen aus der NS-Zeit diskutiert der Bremer Senat über die Idee, eine Internationale Universität zu gründen. Sie sollte der Völkerverständigung und dem kulturellen Austausch dienen und neue u. a. interdisziplinäre Formen der Wissensvermittlung und -aneignung wie das studium generale sowie eine Weiterbildung für Nicht-Abiturienten anbieten. Dieses Projekt sollte auch einen Beitrag zu der Re-Education der Bremer/innen leisten und wird von der US-amerikanischen Militärregierung unterstützt. Am 16. Dezember 1948 nahm die Bremische Bürgerschaft das Gesetz zur Gründung einer Internationalen Universität in Bremen an. Das Vorhaben scheiterte an Fragen der räumlichen Unter-´bringung – das Kasernengelände in Bremen-Grohn stand nicht wie erwartet zur Verfügung – und an mangelnder finanzieller Ausstattung. Einige konzeptuelle Ideen, z. B. der Erziehungs- und Bildungsauftrag der neuen Universität, der sich auch in der baulichen Gestaltung als Campus-Universität nach US-amerikanischem Vorbild widerspiegeln sollte, wurden in den Debatten der 1960er Jahre wieder aufgegriffen.

Sehen Sie hier ein »Making of« auf Youtube. Dr. Eva Schöck-Quinteros und Peter Lüchinger im Haus der Wissenschaft am 2. Oktober 2021 bei »Wissen um 11«

Besetzung

Szenische Lesung. Kooperation des Vereins »Aus den Akten auf die Bühne« mit der bremer shakespeare company, der Universität Bremen und dem Universitätsarchiv Bremen.
Konzeption: Dr. Schöck-Quinteros. Einrichtung Text/Szene: Peter Lüchinger. Mit: Simon Elias, Peter Lüchinger, Petra-Janina Schultz, Markus Seuß.

Archiv-Fotos: Hinrich Meyer, Fotoarchiv SKB-Bremen

Dauer: ca. 2:15 inkl. Pause

Preisinformation:

Der Eintritt ist frei - um Anmeldung wird gebeten.

Location

Domshof Bremen Domshof 28195 Bremen

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