Ein Fischerdorf in Andalusien 1937 nach Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs. General Francos Truppen rücken immer näher. Im Haus der Teresa Carrar und ihrer beiden Söhne José und Juan ist das ferne Dröhnen der Bomben schon dumpf zu hören, aus dem Radio plärren die hasserfüllten Einschüchterungsparolen der Faschisten. Frau Carrar hat ihren Söhnen verboten, sich dem Kampf gegen Franco anzuschließen. Denn sie sind arme Leute, wie die Carrar sagt, «und arme Leute können nicht Krieg führen». Verzweifelt hofft sie, von Krieg und Terror verschont zu bleiben. Doch wie lange kann Frau Carrar sich und ihre Söhne noch schützen? Und was soll sie ihrem Bruder entgegnen, der sie auffordert, die im Haus versteckten Gewehre herauszugeben und der die alles entscheidende Frage stellt: «Wenn dich die Haifische angreifen, bist dann du es, der die Gewalt anwendet?» Anders als Bertolt Brechts Lehrstücke wirkt sein Schauspiel «Die Gewehre der Frau Carrar» geradezu realistisch. Brecht selbst spricht sogar fast entschuldigend von «Einfühlungsdramatik». Dabei kreist in seinem kurzen Stück alles um die be unruhigende Frage, ob es angesichts eines von Vernichtungsund Unterwerfungswillen getragenen gewaltsamen Angriffs das Recht oder überhaupt die Möglichkeit neutraler Enthaltung gibt – eine aus heutiger Perspektive erschreckend aktuelle Frage.