Eugène Ionesco war sehr erstaunt, dass die Zuschauer*innen über sein erstes Stück lachten. Eigentlich hatte er mit Die kahle Sängerin doch eine „Tragödie der Sprache“ schreiben wollen: eine sich hinter leeren Sprachhülsen verschanzende kleinbürgerliche Nachkriegsgesellschaft. Daraus entstand ein Stück ohne Sinn, aber mit Handlung, das in Frankreich zur beliebten Komödie wurde.
Darin ist das Ehepaar Smith in einer scheinbar banalen Unterhaltung gefangen, redet aneinander vorbei und streitet um Bagatellen bis ein anderes Paar, die Martins, zu Besuch kommt. Es entspinnt sich eine Unterhaltung, die von Amnesie erschwert wird: Unter verlegenem Hüsteln versuchen alle, sich gegenseitig von den „Ereignissen“ des Tages zu erzählen, verlaufen sich im Nebel der Realität auf der Suche nach der Wahrheit, von der niemand weiß, wo sie sich versteckt hält. Mit einem Feuerwehrhauptmann, der in der ganzen Stadt nach Bränden sucht und dem Dienstmädchen der Smiths, Mary, das scheinbar auch Sherlock Holmes ist. Sie alle versuchen, ihre Vergangenheit und Wunden zu verstecken und verlieren zunehmend die Fassung.
Mit Die kahle Sängerin wird 1950 das „Theater des Absurden“ begründet, das der Sinnfreiheit der Welt und den in ihr orientierungslosen Menschen durch grotesk-komische und irreale Szenen zu begegnen sucht.
Johan Simons’ Inszenierung untersucht Ionescos Theaterstück vor dem Hintergrund seiner Entstehungszeit – einer Nachkriegsgesellschaft, die durchdrungen ist von Schuld, Gewissen, Schmerz, Liebe, Wunden, Träumen, Sprachlosigkeit und verdrängten Traumata.
Preisinformation:
Studierende der RUB, der HSG, der EvH RWL, der HS BO und der UW/H erhalten kostenlose Karten für unsere regulären Vorstellungen. Dies ist ein Angebot in Kooperation mit den jeweiligen AStAs.