Schauspiel frei nach Euripides von Sarah Franke
Es ist 2024 und damit fast 2500 Jahre nachdem Euripides seine Troerinnen geschrieben hat. Qualen und Klagen klingen bis heute durch die Zeit. Nachrichtenbilder zeigen, was die Troerinnen zur Ausgangssituation hatten. Die Berichte ähneln sich. Schreckliche Einzelschicksale kommen immer wieder auf denselben Nenner:
Landkolonialisierung läuft parallel zur Einnahme weiblicher Körper. Nach Jahrtausenden bleibt Vergewaltigung als Kriegswaffe bestehen. Während sich die Welt verändert und Kriege sich verändern, besteht weiter diese Form der absoluten Erniedrigung, der Macht- und Stärkedemonstration. Und so verschwimmen bei Die Troerinnen: 2nd Season die Zeiten.
Der Krieg ist gerade zu Ende. Troja ist endgültig von den Griechen eingenommen und die Stadt liegt in Trümmern. Der König und seine Söhne sind gefallen. Übrig bleiben die Troerinnen, die auf ihre Verlosung warten: Hekabe, einst Königin, sieht jetzt in eine schreckliche Zukunft, vor allem für ihre Töchter. Kassandra, die unerhörte Seherin, deren Rachegedanken immer lauter werden. Andromache, die Witwe Hektors und Schwiegertochter Hekabes, bleibt mit ihrem Sohn Astyanax zurück. Um jeglichen Machtanspruch auszuschließen, soll er als letzter männlicher Nachfahre Trojas getötet werden. Der Mord an dem Kind ist die grausame Zuspitzung aller Gewalt. Auch Helena ist Teil der wartenden Frauen, sie ist als Auslöserin des Krieges gebrandmarkt, da der trojanischen Königssohn Paris sie dem griechischen Thronfolger Menelaos entführt hat. Frauen, die sich ein Leben aufgebaut haben, die Mütter, Ehefrauen und Schwestern waren, müssen ihre Heimat ins Ungewisse verlassen.
Mit Die Troerinnen: 2nd Season sucht Regisseurin und Autorin Sarah Franke nach einer neuen Erzählung und sie sucht dabei nicht nur in der Antike. Mythos Mutter, Mythos Rachegöttin, die Ominöse, die Kernige, die Anämische. Es gibt Stereotype, die immer und immer wieder erzählt werden. Frauen und ihre Kämpfe werden üblicherweise ausschließlich aus der Opferperspektive erzählt – wir wollen den Versuch wagen, es multiperspektivisch zu betrachten. Wie müsste die Geschichte heißen, damit sie nicht mehr Krieg und Zerstörung heißt.