Die Vertreibung der Gerta Schnirch
Im Rahmen des Festivals »So macht man Frühling« der deutsch-tschechischen Kulturtage 29.3.-6.4.
Gerta Schnirch ist schuldig! Schuldig ihres Frauseins, schuldig des Tschechen-Daseins ihrer Mutter, schuldig des Deutschen-Daseins ihres Vaters, schuldig, hier und dort und damit nirgendwo hinzuzugehören; schuldig, in Brünn in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts geboren zu sein, schuldig ihrer Ehrlichkeit, schuldig ihres Glaubens an die Ehrlichkeit der anderen, schuldig, leben zu wollen, schuldig, zu überleben. Gerta Schnirch, universelle Schuldige, universelles Opfer des privaten und öffentlichen Übels. Die Geschichte einer kleinen Frau in einem Land, das zu klein ist, um für sie einen Platz in der großen Geschichte des letzten Jahrhunderts zu finden. „Ich fühle mich hier sicher. Wenn ich alle meine Phantasien loslasse, wenn ich mich demütige, wenn ich aufhöre, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich leben soll, dann könnte ich hier sogar glücklich werden.“
Vyhnani Gerty Schnirch
Das Mädchen Gerta wächst in der zweisprachigen Familie Schnirch im mährischen Brünn auf. Die Mutter ist Tschechin, der Vater ist Deutscher und wie der Bruder ein Anhänger Hitlers. Mit der Errichtung des deutschen Protektorats 1938 zerfällt die Familie wie die Gesellschaft in einen tschechischen und einen deutschen Teil. Die Mutter stirbt und Gerta wird vom eigenen Vater schwanger. Wie tausende Deutsche wird die junge Frau nach dem Krieg zum Staatsfeind erklärt, ausgebürgert, und in der Nacht vom 30. zum 31. Mai 1945 im sogenannten “Brünner Todesmarsch” vertrieben. Gerta und ihre Tochter überleben mit anderen deutschen Frauen bei der Zwangsarbeit auf dem Land. Jahre später kehren sie in die fremde Heimatstadt zurück und leben, als Deutsche stigmatisiert, am Rande der kommunistischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei. In ihrem Roman erzählt Tučková das Schicksal dieser Frauen und spricht schmerzhafte Fragen von Schuld, Rache und Vergebung zwischen Tschechen und Deutschen an.
Kateřina Tučková erzählt an einem Einzelschicksal die Geschichte der Deutschen und Tschechen von der unabhängigen tschechischen Republik über zwei Diktaturen bis in die postkommunistische Zeit.
Zur Autorin
Katerina Tucková wurde 1980 in Brünn geboren, studierte Kunstgeschichte, Literatur- und Sprachwissenschaft. Sie ist als Kuratorin, Sachbuchautorin und Schriftstellerin tätig. Katerina Tuckovás Bücher werden in elf Sprachen übersetzt. Ihr Buch ist auf Deutsch unter dem Titel »Gerta, das deutsche Mädchen« (Klak Verlag, 2019) erschienen. Aus dem Tschechischem übersetzt wurde es von Iris Milde.
Nach dem Buch »Gerta, das deutsche Mädchen« von Katerina Tuckova. Gastspiel des Theaters Didiart aus Prag. 19.00 Uhr Diskussion mit der Autorin. 20.00 Uhr Vorstellungsbeginn.
Dramaturgie: Martin Vokoun
Ausstattung: Agnieszka Pátá Oldak
Musik: David Hlaváč
Light Design: Daniel Rejchrt
Visuelles Konzept: Jarmila Štuková
Choreografie: Irena Kristeková
Produktion: Andrea Machová
Ensemble:
Aneta Kalertová, Jaroslava Košková, Diana Šoltýsová, Lenka Zbranková, Barbora Kostkanová, Tereza Engelová, Kateřina Zapletalová, Katka Pichler, Zuzana Částková, Taťána Havlová, Karolína Půčková, Michal Kern.
Das Projekt wurde unterstützt von:
Deutschen Bundesministerium des Innern und für Heimat
Dachorganisation der deutschen Verbände in der Tschechischen Republik e.V.
Verband der Deutschen in Prag und Mittelböhmen e.V.
Preisinformation:
normal: 25 € ermäßigt: 14 €