Wenn sich über die COVID-Pandemie in der Rückschau etwas Gutes sagen lässt, dann vielleicht dies: Es hat den jungen Künstler*inen des Hyperpop, einem Oberbegriff für postmoderne, bezugsoffene und mit den Insignien der digitalen Welt und ihren neuen Idolen spielenden Musik, zwangsweise viel Zeit und Raum gegeben, ihre ganz eigene musikalische und lyrische Sprache zu finden – und das Genre generell viel stärker in den Fokus zu rücken. Denn diese Künstler*innen produzieren, anders als klassische Musiker*innen bisher, ihre Musik häufig allein und nahezu zwingend zu Hause an ihrem eigenen Notebook – ein Prozess, der durch die weltweiten Lockdowns natürlich massiv vorangetrieben wurde. Zu den federführenden Figuren des Hyperpop zählen die beiden Produzent*innen und Vokalist*innen Gupi und Fraxiom, die sich bereits 2017 kennen lernten und zunächst enge Freund*innen wurden, bevor sie ab 2019 unter dem Namen Food House auch musikalisch gemeinsame Sache machten - wobei der Name zurück geht auf den Umstand, dass sie sich in den landesweiten Lockdowns, währenddessen sie ihr erstes gemeinsames Album produzierten, fast ausnahmslos von Bringdiensten ernährten. Gupi, bürgerlich Spencer Anthony Hawk und Spross der Skateboard-Legende Tony Hawk, und Fraxiom wuchsen zwar an entgegengesetzten Küsten auf (genauer: in San Diego, respektive in Kingston/Massachusetts), doch die beiden Mittzwanziger*innen verbindet vieles: Beide benutzen das Gender-neutrale „they“ als Pronomen, beide wuchsen mit den popkulturellen Insignien der Eltern auf, fanden aber in der YouTube-, Gaming- und Internet-Kultur schon früh ihre eigenen Held*innen; beide besitzen einen Abschluss in der Produktion elektronsicher Musik, und beide nutzen ihre Stimme für eine Vielzahl von Veräußerungen zwischen Rap, Gesang, Spoken Word und expressionistischer Lautmalerei. Zudem haben beide ein helles Köpfchen wie eine phasenweise ebenso dunkle Seele, gingen durch Phasen mentaler Instabilität und Depressionen – und machen all diese Erfahrungen in offenherzigen Worten auch zum Thema ihrer Songs. Schon bald nach ihrem ersten gemeinsamen, 2020 veröffentlichten Song „Thos Moser“ erschien ihr selbstbetiteltes Debütalbum auf dem Label des 100 gecs-Stars Dylan Brady – mit großem Erfolg insbesondere in der Onlinewelt. Ihre anschließenden Erfahrungen mit der Musikbranche führten fast zur Auflösung des Projekts, in den folgenden Jahren arbeiteten beide vermehrt allein, Gupi veröffentlichte zwischen 2020 und 2022 gleich drei Soloalben. Erst im vergangenen Jahr kamen sie wieder als produzierendes Duo zusammen und veröffentlichten unter Eigenregie im Februar ihr zweites Album „Two House“, das von Pitchfork als „sehr verletzlich, aber im nächsten Moment vor allem absurd lustig“ beschrieben wurde.
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