Fremd nach dem Text von Michel Friedman
Ein Projekt von Katharina Bach und Katrin Lindner
Münchner Kammerspiele
Was bedeutet es, fremd zu sein – in einer Gesellschaft, in der eigenen Geschichte und in sich selbst? Dieser Frage widmet sich Michel Friedman in seinem eindringlichen Text „Fremd“.
Der Jurist, Publizist und Philosoph Friedman verarbeitet darin seine jüdische Familiengeschichte und die Erlebnisse von Überlebenden des Holocaust. Die 54 Kapitel des Monologs stehen für 50 verlorene und vier gerettete Familienmitglieder, darunter Mama, Papa, Kind und die Großmutter. Von Oskar Schindler gerettet, emigriert die Familie nach einer gescheiterten Rückkehr ins polnische Krakau zunächst nach Paris und schließlich nach Deutschland.
Das Kind, dessen Perspektive Friedman einnimmt, schildert eindrücklich den Kampf, in Deutschland ein „normales“ Leben zu führen: als „Lebensübersetzer“ für die Eltern, die durch Faschismus und Krieg in ihrer Bildung und Teilhabe massiv eingeschränkt wurden. In bitterer Konsequenz drängt der Vater auf Bildung, denn: „Was im Kopf ist, können sie dir nicht nehmen.“ Friedmans Text thematisiert den Versuch, mit der Last der Geschichte umzugehen, Abschied zu nehmen und gleichzeitig die immer wiederkehrenden Schatten von Ausgrenzung, Angst und Antisemitismus zu bewältigen.
Katharina Bach, eine der prägenden Schauspieler*innen der Münchner Kammerspiele, hat Friedmans Text als Monolog mit der Regisseurin Katrin Lindner auf die Bühne gebracht. Gemeinsam haben sie einen eindringlichen Abend geschaffen. Es geht hier nicht nur um die Geschichte eines jüdischen Kindes, sondern um die Erfahrungen von Menschen, die Diskriminierung, Verfolgung und Ausgrenzung erlebt haben: Migrant*innen, queere Personen, Minderheiten – und um die, die wegschauen, verharmlosen oder nicht mitfühlen. Friedmans Text und Bachs Monolog sind nicht nur ein Theatererlebnis, sondern eine existenzielle Begegnung – mit der Geschichte und mit uns selbst.
Gespräch mit dem Autor Michel Friedman und der Schauspielerin Katharina Bach: 20. Mai, im Anschluss an die Vorstellung
Altersangabe: 14+
Preisinformation:
Kinder, Schüler*innen, Studierende bis 27 Jahre, Auszubildende, Erwerbslose und Freiwilligendienstleistende (BFD, FSJ u. a.) erhalten 50 % Ermäßigung auf den regulären Kartenpreis (außer bei Preistabelle 7) und Restkarten zum Preis von 10,00 € an der Abendkasse.