FOTO: © Tamás Szőnyei

Härte gegen Punk / Zonic Radio Show live: Warschauer Punk Pakt revisited

Das sagt der/die Veranstalter:in:

Ungarn und die ČSSR hatten früh erste Punkbands, die teils konzeptionelle Annäherungen der Vorgeneration waren. Früh reagierte entsprechend auch der Staat. Während aber in Ungarn, das von einer DDR-Außensicht als liberal galt, die zweite, klassischere Punk-Generation 1983/84 mit ganzer Härte bekämpft wurde, war in der ČSSR der Hauptfokus stets der langhaarige Underground mit seiner Verbindung zur Bürgerrechtsbewegung Charta 77, was Verfolgung und Stress natürlich nicht ausschloss.

Neben diesen typischen wie besonderen Stationen der Punk-Entwicklung bildete sich der internationalen Subkultur folgend auch in Osteuropa Anfang der 1980er Skinhead-Szenen, die anfangs eng mit Punk verbunden waren. Wobei die Inspiration eher von der proletarischen Oi!-Punk-Welle als vom Revival des Ska kam, das sich auf die ursprünglichen Skinheads Ende der 1960er bezog. Radikale Systemkritik, die im Realsozialismus oft bereits antikommunistisch war, vermengte sich nun mit rassistischen und nationalistischen, später auch neofaschistischen Elementen, auf die der Staat und die Sicherheitsdienste reagieren mussten, zumal sich die Ideologie früh schon in Gewalt ausdrückte. Dass aber auch im Punk rassistische Momente vorkamen, zum Beispiel der Antiziganismus, gehört zu den Widersprüchen, die diskutiert werden.

 

Zu diesem Vergleich treffen akademische und journalistische Expertise auf aktive Zeitzeugenschaft. Dafür steht nicht zuletzt Tamás Rupaszov, der mit den Bands Rottens, Marina Revue und Trottel ungarischen Punk und Hardcore prägte, aber auch mit dem Tapelabel Trottel Records zugänglich machte, zudem im internationalen Austausch sowie heute auf LP und in Büchern. Sowie Zoltán Benkő, 1979 Mitbegründer der legendären Punkband CPg aus Szeged, deren Kult-Nachruhm mit Schleim-Keim vergleichbar ist, die aber noch eher das Schicksal von Namenlos teilten und 1984 zu längeren Haftstrafen verurteilt wurde.

Hinzu kommt der Budapester Journalist und Autor Tamás Szőnyei, der 1978 als Erster über Punk schrieb und die Szene begleitete, u. a. als Sammler von Konzert-Plakaten, später aber auch Standardwerke zu Pop-Kultur bzw. Literatur und Staatsicherheit verfasste.

Auf der tschechischen wie slowakischen Seite sitzen mit Ondrej Daniel und Miroslav Michela zudem zwei Experten, die an der Karls-Universität in Prag forschen, aber genauso in der Subkultur verankert sind und nicht zuletzt zum Thema Rassismus im Punk und Skinheads in der ČSSR publizierten. Mit Pavla Jonssonova kommt zudem eine Mitbegründerin von Plyn, der 1980 aktiv werdenden ersten all female (Post-)Punkband hinterm Eisernen Vorhang, die sich später in Dybbuk umbenannte und heute als Zuby Nehty noch immer aktiv ist. Ihre feministisch basierte weibliche Perspektive, die sie nicht zuletzt auch akademisch anwendet, wird eine zusätzliche Note von »Ostblock Riot Grrrl«-Energie in die Diskussion werfen.

 

Mit:

Tamás Rupaszov (Rottens/Marina Revue/Trottel/Trottel Records, Budapest, HU)

Tamás Szőnyei (Journalist, Autor, Budapest, HU)

Zoltán Benkő (CPg, Szeged, HU)

Ondrej Daniel (Karls-Universität, Prag, CZ)

Miroslav Michela (Karls-Universität, Prag, CZ/ SK)

Pavla Jonssonova (Plyn/Dybbuk/Zuby Nehty, Karls-Universität, Prag, CZ)

Eintritt: frei

Location

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