„ … jetzt fühle ich die Notwendigkeit in der Ferne zu sein, ich habe Heimweh und ein schier unstillbares Bedürfnis nach neuen Dingen.“ August Macke, 1912
Im Frühjahr 1914 reiste der junge Bonner Maler August Macke vom Rheinland aus nach Tunesien. Seine Begleiter waren die zwei Künstler Paul Klee und Louis Moilliet. Diese inzwischen berühmt gewordene Tunis-Reise bildet den Ausgangspunkt für diese Ausstellung. Die nur zwei Wochen währende Reise, kurz vor Beginn des 1. Weltkriegs, kann als historisches Beispiel für künstlerisches Streben nach interkulturellem Austausch betrachtet werden. Sie führte zur Neuorientierung der reisenden Künstler, inspiriert von den Eindrücken und Erlebnissen schufen sie bedeutende Kunstwerke. Zugleich dient die historische Reise als Anlass für eine Reflexion über Themen wie interkultureller Austausch, Postkolonialismus und kulturelle Aneignung, die aus aktuellen Diskursen nicht mehr wegzudenken sind.
Künstler:innen nachfolgender Generationen sahen historische Expeditionen wie diese in einem anderen Licht und hinterfragten die Vorherrschaft der europäischen Perspektive und den Akt der kulturellen Aneignung kritisch. In der gegenwärtigen globalisierten Kunstwelt gilt es als Bedingung, dass Künstler:innen sich ihrer privilegierten Position und der damit verbundenen Verantwortung bewusst sind, wenn sie auf Reisen gehen und interkulturelle Begegnungen suchen. Aus diesem Grund werden in der Ausstellung Werke mit Bezug zur Tunis-Reise nicht nur Kunstwerken ihrer Zeit gegenübergestellt, sondern auch Kunstwerken späterer Jahrzehnte, bis hin zur Gegenwart, die teils eigens für die Ausstellung entwickelt wurden. Die Ausstellung möchte so eine Brücke zwischen verschiedenen historischen Phasen schlagen und die anhaltende Relevanz von Kunst als Instrument zur Erforschung von Identität, Geschichte und kultureller Begegnung zeigen.
MIT WERKEN VON (Auswahl): Yto Barrada, Lothar Baumgarten, Joseph Beuys, Michael Buthe, Manaf Halbouni, Ernst Isselmann, Nadia Kaabi-Linke, August Macke, Gabriele Münter, Louis Moilliet, Heinrich Nauen, Peter Piller, Sigmar Polke, Haleh Redjaian, Ulrike Rosenbach, Hamid Zénati