Das sagt der/die Veranstalter:in:
Aus ihrer kleinen Altbauwohnung in der Morris Street wollen Zoey nicht nur die Eigentümer vertreiben, sondern neuerdings auch noch musizierende Gespenster aus dem 19. Jahrhundert. Da sie nachts arbeitet, bekommt Zoey nur am Rande mit, dass sich in ihrem Zuhause gravierende Veränderungen abspielen. Die Angebote des Vermieters, ihr bei Auszug eine Abfindung zu zahlen, hat sie jedes Mal ignoriert – wohl wissend, dass es nahezu unmöglich sein wird, eine neue Wohnung in ihrer Gegend zu finden. Doch um sie herum ziehen immer mehr Menschen aus dem Haus aus und Gespenster treten nun mal vermehrt bei Leerstand auf. Als sie eines Tags im Morgengrauen von der Arbeit nach Hause kommt, hört sie plötzlich Musik, die sich um ihre Glieder legt wie Schlingpflanzen in einem unermesslichen See. Leider denkt ihr Vermieter gar nicht an eine Geisterbejagung. Einen massiven Gespensterbefall sieht er vielmehr als Chance, das kontrollierte Abbrennen des Gebäudes zu beantragen, um danach neu bauen und teuer verkaufen zu können. Gegen die akustischen Angriffe der Gespenster wehrt sich Zoey deshalb mit lautem Techno aus ihrer Musikanlage – sehr zum Leidwesen ihrer Nachbarin Trisha. Die nimmt die Gespenstermusik nicht wahr, wohl aber die Bässe von nebenan, mitten in der Nacht. In ihrem Auftragswerk für das Schauspiel Leipzig erzählt Raphaela Bardutzky vom ganz alltäglichen Grauen der Krise am Wohnungsmarkt und mischt dabei Ästhetiken der Schaueroper, des Groschenromans und der Clubkultur miteinander ab. Wie schon ihr Stück Fischer Fritz untersucht „Altbau in zentraler Lage“ das Verhältnis von Sprache und Macht – und bietet zwei verschiedenen Sprachen eine gemeinsame Bühne: in diesem Fall der deutschen Lautsprache und der Deutschen Gebärdensprache.