Kruzifix – Skandal im Düsseldorfer Karneval
In jedem bayerischen Klassenzimmer hat ein Kruzifix zu hängen. So schrieben es die Bayern schon 1995 neuerlich in ihre Volksschulordnung. Leider verstieß dies auch damals schon gegen unsere säkulare Verfassung. Also kippten die Karlsruher Richter das bayerische Gesetz. Dies thematisierte Jacques Tilly 1996 in einem Karnevalswagen, der sich zu einem landesweiten Skandal auswuchs. Da zu diesem Zeitpunkt die Karnevalsmotive noch vor dem Rosenmontagszug veröffentlicht wurden, hatte sich aufgrund des „lästerlichen” Karnevalsmotivs eine christliche Empörungs- und Widerstandswelle aufbauen können, die sowohl die Presse als auch die Sponsoren des Karnevalszuges massiv beeinflusste.
Ricarda Hinz, Filmerin und Partnerin von Jacques Tilly, war damals live mit der Kamera vor Ort. So entrollt sich der als Düsseldorfer Kruzifix-Skandal bezeichnete Vorfall in Echtzeit vor unseren Augen und Ohren. Der Film ist ein ausgezeichnetes Lehrstück über religiös verletzte Gefühle, Intoleranzen und aggressive Nazi-Vergleiche, über vermeintliche gesellschaftliche Stimmungslagen, die sich hinterher in Luft auflösen, und über bereits gedrehte Reportagen, die ungesendet in öffentlich-rechtlichen „Giftschränken” verschwinden. Letztendlich jedoch ist der Dokumentarfilm auch ein lehrreiches Beispiel dafür, wie man sich mit trickreichen Möglichkeiten den zornigen und verängstigten Verbotsforderungen nicht so ganz beugt. 1996 wurde der sehenswerte Film in einem Düsseldorfer Kino uraufgeführt. Ricarda Hinz ist – wie Jacques Tilly auch – im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung.
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