Ob im Horrorfilm oder im Alltag, im persönlichen Leben oder im gesellschaftlichen Zusammensein, im Dunkeln, in engen Räumen oder im Angesicht der Zukunft, ob vor Vorstellungsgesprächen oder vorm Sterben, vor Intimität, Krieg, Geistern oder Klimakrise: Für manche Menschen, ist die Angst ein ständiger Begleiter, der das Leben schwer macht – für andere ein willkommener Adrenalinschub.
Wir erleben Angst in verschiedenen Formen und Intensitäten. Sie steht im Zentrum dieser Nacht – als soziales, politisches und individuelles Phänomen, als Teil gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen, als Ausdruck gemeinschaftlicher Verunsicherung, als Ressource von Macht und Geld, aber auch als Teil von Entertainment und Popkultur.
Neben Diskussionsrunden und thematischen Führungen gibt es spielerische Formate, Workshops, Lesungen und zahlreiche Experimente. Die Lange Nacht der Angst eröffnet unterschiedliche Möglichkeiten dem Phänomen Angst näher zu kommen.
WICHTIGE HINWEISE
- Der Einlass beginnt um 18 Uhr. Nach der gemeinsamen Eröffnung um 19 Uhr können Sie sich frei durch die Nacht bewegen.
- Für einige Formate sind die Platzkapazitäten sehr beschränkt. Diese Formate sind mit „Kapazitäten beschränkt“ markiert. Wenn Sie sich für diese Formate einen Platz sichern wollen, erhalten Sie dafür in der Empfangshalle ab 18 Uhr Platzkarten.
- Achtung: Die Angebote der Langen Nacht der Angst richten sich an Erwachsene. Wir empfehlen eine Teilnahme ab 16 Jahren.
PROGRAMM
Informationen zu den beteiligten Personen finden Sie weiter unten.
Die Dauerausstellung „Abenteuer Mensch“ ist bis etwa 22:00 geöffnet (letzter Einlass 21:30).
Was ist das – die Kultur der Angst?
Eröffnungspodium mit Lars Koch, Marcus Stiglegger und Kerstin Preiwuß
Großer Saal
19:00 – 20:30
Lars Koch eröffnet die Lange Nacht mit einer Einführung in das Thema Angst. Er beleuchtet verschiedene Facetten dieses faszinierenden Phänomens, schlägt schaurige Brücken zwischen Forschung und Popkultur und ebnet den Weg in die Lange Nacht. Begleitet wird er von Marcus Stiglegger und Kerstin Preiwuß. Kerstin Preiwuß liest aus ihrem Buch „Heute ist mitten in der Nacht“ und wagt poetische Zugriffe auf das Thema Angst als Teil unseres (gesellschaftlichen) Lebens. Marcus Stiglegger nähert sich der Angst aus cineastischer Perspektive und wirft einen kulturwissenschaftlichen Blick auf Horrorfilme.
Schreien – aber richtig!
Workshop mit Toni Linke
ehemaliger Museumsshop | Kapazitäten beschränkt
18:30 / 21:00 / 23:00 / 00:30
Kaum ein Horrorfilm kommt ohne einen ordentlichen Schrei aus. Doch auch Schreien will gelernt sein. In diesem 30minütigen Kurzworkshop gibt der Gesangspädagoge und Musiker Toni Linke Einblicke in die „Rough Vocal Effects“. Nach einer Einführung in die Technik, wird gemeinsam ausprobiert, wie sich stimmbandfreundlich schreien lässt.
Keine Angst vor Sextoys! Eine Reise in die Welt der lustvollen Spielzeuge mit Juicy Sexshop Leipzig
Workshop
Treffpunkt Empfangshalle
17:00 bis 18:45
Achtung: Voranmeldung erwünscht via jonas.klinkenberg@dhmd.de
Es braucht Mut, sich mit der eigenen Sexualität und Lust zu befassen! Und genau den Mut bringen wir an diesem Tag auf und beschäftigen uns gemeinsam mit einem Aspekt von Sexualität: Sextoys! Die Welt der Sextoys ist vielfältig und voll unendlicher Möglichkeiten. Aber wo fängt man da an bei all dem, was sie zu bieten hat? Anfassen, austauschen und entdecken - all das erwartet euch beim interaktiven Workshop. Mit viel Raum für Fragen, Spaß und neuem Wissen zur Erweiterung eures sexuellen Wissensschatzes. Fun Facts inklusive.
„Die Spielhölle“ von und mit flunker produktionen
partizipatives Theater
Empfangshalle
20:00 / 21:00 / 23:00 / 00:00
Sind Sie eher Team Teufel oder doch eher auf der Seite seiner himmlischen Großmutter? Angst schüren? Angst haben? Die gute Kinderstube hinter sich lassen oder doch lieber den Heiligenschein polieren? In der Spielhölle sind Sie geladen zum ewigen Streit: Gut gegen Böse. Und wer gewinnt, übernimmt. Es geht also ums Ganze. Im Spiel. Die flunker produktionen öffnen „Die Spielhölle“, eine theatrale Installation zum Mitspielen und Fragen aufwerfen.
Angst-Erfahrungen in virtueller Realität mit 7th Space
20:00 bis 00:00
Virtuelle Welten zum Ausprobieren mit VR-Brillen als durchgehendes Angebot
Galerie
Spinnen, Clowns, Höhen oder doch lieber Zombies? In der virtuellen Realität können Sie verschiedenen Ängsten begegnen. Brille auf und schon werden Ängste Wirklichkeit… und genauso schnell kann man sie auch wieder verschwinden lassen. 7th Space bietet verschiedene Szenarien, um Ängsten ganz nah zu kommen – nichts für schwache Nerven?!
Angstlust und Popkultur
Parcours
Treffpunkt Empfangshalle
20:30 / 21:30 / 22:30 | Kapazitäten beschränkt
In diesem etwa 90-minütigen Parcours begegnen Sie Expert:innen, die nach einem kurzen Input mit Ihnen ins Gespräch kommen – dabei geht es quer durch das Museum: Mit der Kulturjournalistin Rahel Schmitz kommen Sie der Freude an der Angst auf der Spur und der Frage, warum wir eigentlich Monster brauchen. Nicolas Hoberg kommt mit Ihnen zum Thema Angst und Computerspiele ins Gespräch und beleuchtet, was diese Spiele besser können als jeder Horrorfilm. Jonas Feike und Nils Gampert laden Sie ein, in die Welt von H. P. Lovecraft und suchen nach seinen Spuren in der heutigen Popkultur.
Angst als persönliche Begleitung
Parcours
Treffpunkt Empfangshalle
21:00 / 22:00 / 23:00 | Kapazitäten beschränkt
In diesem etwa 60-minütigen Parcours begegnen Sie Expert:innen, die nach einem kurzen Input mit Ihnen ins Gespräch kommen – dabei geht es quer durch das Museum: Angst ist Teil unseres Lebens. Manchmal ist sie präsent, manchmal flüchtig. Einige kennen sie gut, andere erleben sie eher selten. Doch was ist das eigentlich, diese Angst? Die Psychologin Urooba Aslam berichtet von aktuellen Sichtweisen auf Angst aus psychologischer Sicht. Mitarbeitende und Ehrenamtliche des Hospiz Advena Leipzig geben Einblicke in den Umgang mit Angst vorm Tod und vorm Sterben.
Private Dreams & Public Nightmares / Archive der Angst
partizipative Installation
Marta-Fraenkel-Saal
Einlass um 20:30 / 21:30 / 22:30 / 23:30 | Kapazitäten beschränkt
Wovor haben Sie Angst? Kennen Sie Ihre Albträume? Und wo fühlen Sie sich unwohl? Kommen Sie in dieser interaktiven Installation ihren Ängsten auf die Schliche. Sie können sich an verschiedenen Stationen kreativ ausleben, austauschen und auf unterschiedlichste Experimente einlassen – aber Achtung, Sie werden beobachtet. Eine partizipative Installation von Jan Jedenak & Jonas Klinkenberg
Thorsten Glotzmann: Herr G. hat Angst.
Musikalische Sachbuchlesung gegen die Angst
Hörsaal
20:30 – 21:30
Thorsten Glotzmann ist Journalist, Regisseur und Buchautor. Er liest aus seinem Buch „Herr G. hat Angst“ – ein Sachbuch und zugleich eine ermutigende, humorvolle Erzählung. Seine Figur Herr G. ringt mit Panikattacken, Verlust- und Versagensängsten, Horrorszenarien und Weltuntergangsbotschaften. Bis er beschließt, sich nicht länger lähmen zu lassen von seiner großen Angst und sich auf die Suche nach wirksamen Anti-Angst-Strategien zu machen … und er wird fündig!
Wem nützen unsere Ängste?
Podiumsdiskussion über die Instrumentalisierung von Angst mit Ocean Hale Meißner, Christian Jakob, Katharina Nocun und Lars Koch
Großer Saal
21:30 – 23:00
Angst wird in verschiedenen Kontexten instrumentalisiert, um Mensch und Gesellschaft zu beeinflussen, zu kontrollieren, zu manipulieren. Katharina Nocun thematisiert Verschwörungstheorien und die Vereinnahmung der Esoterik durch rechte Akteur:innen. Ocean Hale Meißner nähert sich dem Thema Angst aus der Sicht queerpolitischer Arbeit und dem Leben im ländlichen Raum in Sachsen. Christian Jakob wirft einen Blick auf die Angst, die in seinen Augen wieder Hochkonjunktur hat: Endzeitfantasien als Trend-Angst unserer Zeit?! Begleitet und moderiert wird das Gespräch von Lars Koch.
Nachts im Abenteuer Mensch
Taschenlampenführung in der Dauerausstellung
Treffpunkt vor der Dauerausstellung
22:00 / 23:00 | Kapazitäten beschränk
Krankheit, Sterben, Essen, Sport, Schönheit: Das Abenteuer Mensch ist ohne Angst nicht zu denken – doch wo finden sich Spuren des Themas in der Dauerausstellung des DHMD? Mit Taschenlampen geht es durch die Ausstellung, auf der Suche nach Objekten, die etwas über Angst erzählen und uns zum Nachdenken bewegen. Eine Einladung zum Austausch über das, was uns ängstigt und über Objekte, die im Licht der Taschenlampe grusliger erscheinen, als sie vielleicht sind.
Diese Sendung ist kein Spiel – Einblicke in die Welt von Aktenzeichen XY … ungelöst
mit Regina Schilling und Jakob Hein
Hörsaal
23:00 – 00:00
Regisseurin Regina Schilling stellt ihre dokumentarische Arbeit zum „ersten True Crime“ Format vor: Für ihrem Dokumentarfilm „Diese Sendung ist kein Spiel – Die unheimliche Welt des Eduard Zimmermann“ hat sie aus mehr als 300 Sendungen "Aktenzeichen XY... ungelöst" untersucht. Sie zeigt, dass diese Sendung Einfluss auf verschiedene gesellschaftliche Diskurse, Ängste und Sichtweisen hatte, die wir heute noch spüren. Das Gespräch leitet Jakob Hein (Schriftsteller / Arzt).
Von Geschichten, die Angst machen. Wie? Warum? Wann?
Vortrag mit Fragerunde mit Jakob Baur
Hörsaal
00:00 – 00:45
Geisterstunde! Der Literaturwissenschaftler Jakob Baur erkundet mit Ihnen den Zusammenhang von grauenvoller Emotion und furchterregendem Erzählen. Vom moralischen Zeigefinger des Schreckens geht es in die tiefsten Abgründe und zurück zum Thrill mit Bildungsanspruch. Unterschiedliche Gruselgeschichten aus der Hochphase des deutschsprachigen Horrors um 1800 vermitteln einen spannenden Eindruck, wie Schauerliteratur ihre Angstwirkung entfaltet und warum sie uns heute womöglich weniger entsetzt als das Publikum damals.
Der Soundtrack der Angst: Musik in Horrorfilmen mit Malte Hemmerich
Vortrag mit Musikbeispielen
Großer Saal
00:30 bis 01:00
Ein guter Horrorfilm lebt nicht nur von Jumpscares, Spezialeffekten und packenden Plots – oft ist es die Soundebene, die einen Film erst so richtig ins Mark fahren lässt. Der Musikjournalist und Redakteur Malte Hemmerich beleuchtet wie Musik Angst/Beklemmung erzeugt rein aus musikalischer Sicht, aber auch in Zusammenarbeit mit dem Sounddesign. Dabei geht es um Horror-Klassiker, musikalische Symbole und ganz persönliche Eindrücke.
Abschluss: Late Night Listening Session // HAUNTOLOGY
mit Anna Schürmer und Bastian Zimmermann
Großer Saal
ab 01:00
Zum Abschluss der Nacht laden Anna Schürmer (Musik-/Medienkulturwissenschaftlerin) und Bastian Zimmermann (Dramaturg/Redakteur) zum gemeinsamen Zu_Hören ein: Der Geisterwissenschaft Hauntology auf der Spur, lauschen sie gemeinsam mit dem Publikum un_heimlichen Musiken und ver_störenden Geräuschen, die nervöses Unbehagen auslösen und wohligen Schauder hervorrufen können. Gespickt mit Text-Lesungen, Diskurs-Spiralen und Gedanken-Austäuschen klingt die Nacht gespenstisch aus…