Der Autor und legendäre Spiegel-Reporter Cordt Schnibben stellt sein Romandebüt „Lila Eule“ vor – auf den ersten Blick eine verzwickte deutsch-deutsche Liebesgeschichte: Carl aus Bremen, 18 Jahre alt, verliebt sich in Mara aus Ost-Berlin, darf sie aber 17 Jahre lang nicht sehen; nach dem Fall der Mauer sucht Carl seine große Liebe im Chaos des zerfallenden Sozialismus, weil der Staat, der sie ihm gestohlen hat, ihn nicht mehr daran hindern kann.
Auf den zweiten Blick eine skurrile Agentenstory: Maras Vater war Stasi-Offizier im Westeinsatz und hielt Carl für einen LSD-Dealer und westdeutschen Spitzel, auf ihn angesetzt; darum ließ er ihn damals erst ins Gefängnis und dann aus der DDR werfen.
Und da ist die rauschende Geschichte vom Aufstand im Sofakissen-Deutschland: Carl und seine Freunde Sylwia und Sigi waren Kabelträger in der Bremer Kult-Sendung „Beat Club“, lagen Jimi Hendrix, Tina Turner und Janis Joplin zu Füßen, hören in deren Songs das Vibrieren einer neuen Zeit und glauben an die kreative Kraft von LSD.
Schließlich die Story einer wunderlichen Freundschaft: die Drei haben sich Anfang der Siebziger zerstritten, weil Carl über die Mauer kletterte, um sich an seinem Nazi-Vater zu rächen; sie verloren sich aus den Augen, finden nach dem Mauerfall in der anarchistischen Technoszene Ost-Berlins wieder zueinander; sie legen sich Rechenschaft ab darüber, was aus den Hoffnungen ihres Rebellentums geworden ist: Warum ist der Mensch schlau genug, um zu erkennen, wie er die Welt besser machen kann, aber dumm genug, um daran immer wieder zu scheitern?
Das Komische: Alles hängt auf seltsame Weise zusammen, alles ist genau so passiert. Bis auf das, was so hätte passieren müssen.
Cordt Schnibben: Lila Eule. Eine deutsch-deutsche Liebesgeschichte, eine Agentenstory, ein Roman wie ein schöner LSD-Trip / CORRECTIV-Verlag
Über den Autoren:
Cordt Schnibben, 1952 in Bremen geboren. Hat Wirtschaftswissenschaften studiert. Er arbeitete eine Zeit lang als Werbetexter, bevor er die Henri-Nannen-Schule absolvierte. Im Jahr 1984 fing er als Redakteur bei der „Zeit“ an. 1989 wechselte er zum „Spiegel“, für den er als Reporter um die Welt zog, das Monatsmagazin „Spiegel Reporter“ und danach das Gesellschafts-Ressort leitete. Er entwickelte die App des Magazins und für die Redaktion viele neue digitale, multimediale Erzählformen. Schnibben wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis, dem Egon-Erwin-Kisch-Preis, dem Henri-Nannen-Preis, dem Deutschen Fernsehspielpreis und zweimal mit dem Adolf-Grimme-Preis. Er ist Autor und Herausgeber mehrerer Sachbücher. 2007 gründete er gemeinsam mit Stephan Lebert und Ariel Hauptmeier das Reporter-Forum, 2008 den Deutschen Reporterpreis. Bei CORRECTIV leitet er die Reporterfabrik seit 2018.