„Es ist schon eine Weile her, dass ich beim Lesen der Nachrichten nicht mehr Abscheu, Wut oder Hoffnungslosigkeit empfunden habe. Ich bin überrascht, dass diese Gefühle, die wohl viele teilen, in der öffentlichen Debatte nicht deutlicher zum Ausdruck kommen. Als ob sie unterdrückt werden müssten. Als ob diese Gefühle das letzte Tabu unserer Gesellschaft sind, wo doch alle anderen Tabus bereits eingerissen wurden. In CARCASSE möchte ich einen Ort schaffen, an dem der Körper frei ist, diese Emotionen zu erleben, sie anzuerkennen, sich ihnen ganz hinzugeben, sich in ihrem Takt zu bewegen.“ (Léonard Engel)
Wie weiter machen, wenn Abscheulichkeit zu siegen scheint? Wenn die Demokratie zerfällt. Wenn politische Heuchelei allgegenwärtig ist. Wenn alles, was wir einst für unantastbar hielten, entweiht und zerschmettert wird? Wenn jede Emotion, jede alltägliche Geste von Ekel getrübt ist?
In Carcasse stellen sich fünf Performer:innen den Überresten ihres Seins. Sie bewohnen einen Körper, dessen Struktur unwiderruflich gezeichnet ist – ein Gerippe, eine Karkasse, in dem Abscheu und Ohnmacht jede Bewegung bestimmen. Wie diesen Körper zum Tanzen bringen? Schwankend zwischen Sanftheit und Wut, Erstarrung und Ekstase, entwerfen sie das Bild einer düsteren Gegenwart und einer ungewissen Zukunft.
Der seit 2018 in München arbeitende, ehemalige Solist des Bayerischen Staatsballetts, Léonard Engel beschäftigt sich in seinen Arbeiten kontinuierlich mit der Erforschung der Verbindungen zwischen dem Körper, den Emotionen und ihren sozialen Dimensionen. Auch in CARCASSE widmet er sich der Erforschung des Körpers und seiner Affekte im Kontext gesellschaftlicher Themen und deren Umsetzung in Bewegung und choreografische Sprache.
Choreografie: Léonard Engel
Von und mit: Gizem Aksu, Tasha Hess-Neustadt, Jin Lee, Mikael Marklund, Tian Rotteveel
Musik: Tian Rotteveel
Lichtdesign: Emilio Cordero
Kostümdesign: Carla Renée Loose
Produktionsleitung: Elsa Büsing
PR: Simone Lutz
Gefördert durch das Kulturreferat der LH München