FOTO: © Libuše Jarcovjáková / Ohne Titel, aus der Serie T-Club / 1980er Jahre

LIBUŠE JARCOVJÁKOVÁ : T-Club – Just Like in Paradise

Das sagt der/die Veranstalter:in:
KVOST und das Tschechische Zentrum Berlin präsentieren Fotografien der renommierten tschechischen Künstlerin Libuše Jarcovjáková. Ihre Serie T-Club – Just Like in Paradise zeigt raue Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem legendären Prager T-Club der frühen 1980er Jahre – einem queeren Schutzraum in einer Zeit gesellschaftlicher Repression. Die Ausstellung und das Begleitprogramm finden im Rahmen des EMOP Berlin 2025 statt.

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 erstarrte die Tschechoslowakei für fast zwei Jahrzehnte in einem Klima politischer Kontrolle und sozialer Anpassung. In dieser von Überwachung geprägten Atmosphäre wurde der T-Club zu einem Rückzugsort für die LGBTQ+-Gemeinschaft, wo Menschen für einen Moment Sicherheit und Zugehörigkeit fanden. Die Staatssicherheit war stets präsent, doch innerhalb der Wände des Clubs entstand eine selbstgewählte Familie, eine Welt der Freiheit innerhalb der Unfreiheit.

„Stroboskoplichter und supergekühlter Wodka, kurz vor Mitternacht – kein Platz zum Bewegen, zu klein, ein überfüllter Raum, die Luft dick vom Rauch.“ Jarcovjáková, selbst Teil der Gemeinschaft, dokumentierte das Leben im Club: intime Momente der Freude, des Begehrens und der Zusammengehörigkeit – weit entfernt von den bedrückenden Realitäten des Alltags. „Alles war so unglaublich lebendig, farbenfroh, im Gegensatz zu dem tristen Grau draußen,“ sagt Jarcovjáková, „just like in paradise“. Die gezeigten Aufnahmen aus den Jahren 1983 bis 1985 vermitteln ein Gefühl von Authentizität, wobei die markante Körnigkeit durch die hohe Empfindlichkeit des Films entsteht. „Ich benutzte einen Blitz, weil ich gesehen werden wollte, während ich Fotos machte. Mir war wichtig, dass die Leute die Wahl haben, ob sie auf den Fotos sein wollen oder nicht.“ 

Nach einem Mord im T-Club forderte die Polizei ihre Aufnahmen. Die Fotografin übergab ein überbelichtetes Negativ. Es war ihr letztes aus dem T-Club, ihr wurde klar, wie leicht ihre Bilder missbraucht werden konnten. Kurz darauf verließ sie Prag und ging nach West-Berlin, wo sie die Serie "Schwarze Jahre" fotografierte.

Libuše Jarcovjáková (*1952, Prag) fotografiert seit den 1970er Jahren ihre eigene Lebensrealität. Ihre Bilder sind rau, ungeschönt und tiefpersönlich. Durch eine Scheinehe konnte sie 1985 nach West-Berlin ausreisen und verbrachte fünf Jahre im Stadtteil Kreuzberg. Sie lebte auch in Tokio, wo sie u.a. als Modefotografin tätig war. 2017 erlangte sie mit ihrer Monografie Černé roky (Schwarze Jahre) internationale Bekanntheit, 2019 folgte der Durchbruch mit dem Buch und der Ausstellung Evokativ, die bei den Rencontres d’Arles gezeigt und vom The Guardian als die beste fotografische Leistung des Jahres bezeichnet wurde. Seit Herbst 2024 widmet ihr die Nationalgalerie Prag eine umfassende Retrospektive. Der Dokumentarfilm Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte über ihr Leben und Werk feierte auf der Berlinale 2024 Premiere. Am 25.02.2025 startet der Film in den deutschen Kinos.

Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Tschechischen Zentrum Berlin, KVOST und dem Verlag untitled. Der Film wird in Zusammenarbeit mit dem Filmverleih Salzgeber präsentiert.

Begleitprogramm
25.02.2025 um 20:00 Uhr Premiere: Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte in Anwesenheit von Libuše Jarcovjáková und der Regisseurin Klára Tasovská, fsk Kino, Berlin

28.02.2025 um 18:30 Uhr Kinostart: Noch bin ich nicht, wer ich sein möchte in Anwesenheit von Libuše Jarcovjáková, Kino Krokodil, Berlin
 
01.03.2025 um 16:00 Uhr Gespräch mit Libuše Jarcovjáková und der Kuratorin Lucie Černá sowie Präsentation des Buches T-Club, KVOST, Berlin

Location

KVOST Leipziger Str. 47 10117 Berlin

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