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Die anonyme Giddarischde – zum ersten mal im Industriehof
Schon Schulkinder bekommen mittlerweile das „Palzlied“ im Unterricht beigebracht, ihre Ode an die „Lewwerworscht“ lief ungezählte Male im Radio (zur Fastnacht), ob auf dem Betzenberg, dem Wurstmarkt oder dem abgelegensten Weinfest in der Pfalz- man kann sich ihnen nicht entziehen: irgendwo wird immer ein Lied der Anonyme Giddarischde gespielt.
Unzählige Alleinunterhalter und Coverbands kopieren diese Band, deren Lieder längst zum Kulturgut eines ganzen Landstriches geworden sind. Aber niemand kommt an die Originale ran und hätte man bei der Gründung der Anonyme Giddarischde vor 20 Jahren gemutmaßt, das sie einmal generationsübergreifend als die Hohepriester der Pfälzer Sprache gelten werden, hätten sie selbst es wohl am allerwenigsten geglaubt.
Getroffen haben sich die drei Gründungsmitglieder Edsel Merz, Roman Nagel und Michael Lange auf einem Gitarrenseminar, schnell kam es zu eigenen Stücken der „musikalischen Selbsthilfegruppe“, wie sie sich noch heute scherzhaft bezeichnen.
Selbstverständlich in Pfälzisch, der Landessprache so wie man eben hier „babbelt“, mit Themen, mit denen sich vorwiegend die männliche Bevölkerung (was angesichts der geschlechterspezifischen Besetzung der Band naheliegt) befasst. Herausgekommen sind genau beobachtete Skizzen von den kleinen Abenteuern des Alltags, die dazu führen dass auf den Konzerten der Anonyme gestandene Mannsbilder aus vollem Hals „Im Baumarkt, do wu Männer noch so rischtisch Männer sin“ mitgröhlen und das mit so viel Inbrunst, dass jeder Handwerksmeister vor Freude zusammenbrechen täte.
Sei es die abendlichen Fressorgien am Kühlschrank („Im Kielschrank laft moi liebschtes Programm“) , oder dem Kampf auf der heimischen Toilette mit allzu anhänglichen Insektenvieh („Die AB Mick“): es ist die Hingabe zur Pfälzer Sprache, der genauen Beobachtungsgabe und der spitzfindigen Überhöhung gewisser Alltagssituationen, die das Publikum immer wieder packt .Dass sie auch bei der Damenwelt einen hohen Wiedererkennungswert erzielen liegt an nachdenklich-eindrücklichen Liebesliedern wie „Peterles Hochzeit“ (wo aus „Medscher Fraue un aus Buwe Männer wär´n“, die irgendwann vorm Traualtar stehen) bei denen man(n) sich auch nicht zu genieren braucht wenn man mal verstohlen mit den Augen blinkern muss.
Alles ummantelt von gefälligen, niemals seichten Melodien, griffig und prägnant arrangiert. Hinzu kommt eine ungekünstelte Spielfreude gepaart mit launigen Ansagen welche die mittlerweile mit Achim Kaul und Steppes Brot zum Quintett erweiterte Combo in der Pfalz zu einem der gefragtesten Live-Acts gemacht hat. Sie sind “Kult”, authentisch, unverfälscht und eigenwillig-dabei abgöttisch verehrt von ihrer immer zahlreich werdenden Anhängerschaft. Eine Mund-Art-Band im besten Sinne des Wortes. Weit entfernt von einer musikalischen Selbsthilfe-Gruppe.