Einlass: 19:00
Beginn: 20:00
Manch einer könnte an dieser Stille anmerken, dass das Wort „Newcomer“ in der Headline eher angebracht wäre. Immerhin hat der französische Künstler Luc Bruyère alias Lucky Love noch nicht einmal sein Debütalbum veröffentlicht. Na gut, das mag stimmen: Aber wer Lucky Love auch nur einmal live gesehen hat, oder den ergreifenden Dokumentarfilm „Lucky“ über sein Leben und seine Kunst kennt, der weiß: Dieser Typ ist ein verdammter Popstar. Bruyère erzählt in dem Film von Loren Denis and Anthony Vibert: „Ich war der Herzenswunsch meiner Mutter. Meine Behinderung war auf den Ultraschallbildern nicht zu erkennen. Als man es dann merkte, brach erst einmal eine Welt für sie zusammen.“ Bruyère wurde mit nur einem Arm geboren und dachte irgendwann: So what?
Suchend, innerlich brennend, reflektierend und immer schöner werdend, hat Bruyère mit der Euphorie eines Rockstars und der Bescheidenheit eines Poeten mit seinen 27 Jahren schon tausend Leben gelebt. Der einzigartige Künstler hat viele Talente: Er ist Schauspieler, Tänzer, Drehbuchautor, Model und Sänger. Renomierte Marken wie Saint Laurent oder Vivienne Westwood haben bereits mit Luc zusammengearbeitet.
Das erste musikalische Werk von Lucky Love reiht sich in den Sound von David Bowie, James Blake, Antony and the Johnsons und sogar Edith Piaf ein. Seinen Sound navigiert er perfekt zwischen elektronischer Musik französischem Chanson und futuristischen Partituren. Lucky Love nimmt uns mit auf eine intime Reise durch sein Leben und seine Erfahrungen, wobei er Grenzen überschreitet und sich selbst zutiefst entblößt. Vor allem seine Ballade „Masculinity“, die er unter dem Namen Lucky Love veröffentlichte, sollte jeder Mann gehört haben – egal ob queer oder hetero oder sonst wie. Mit dramatischer Stimme fragt er darin: „What about my masculinity? / What the fuck is wrong with my body? / Am I not enough? / Who gives you the right to run the rules?“ Lucky Love sagte einmal über den Song und die Gedanken dahinter: „Als Frau während meiner Drag-Queen-Zeit aufzutreten, hat mich eigentlich erst zum Mann gemacht. Ich erwarte keine Akzeptanz von anderen, ich nehme sie mir“.
Dieses schillernde, dramatische Leben, sein Charisma, seine eindrucksvolle Stimme und sein Songwriting-Talent verschmelzen in der Persona Lucky Love. Gerade kam der Radio-Edit von „Masculinity“ raus und letztes Jahr das gospelige „Now I Don’t Need Your Love“, das nach der ganz großen Bühne schreit. Die EP „Tendresse“ – auch in 2023 entstanden – zeigt auch die zarten Seiten: Im Duett „Toutes Mes Vérités“ mit Juliette Armanet und im modern produzierten, traumwandlerischen „Paradise“. Lucky Love kommt für eine Show zurück in seine langjährige Wahlheimat Berlin: am 25. November spielt er im Hole 44 in Berlin.