Luisa Heinz erforscht in ihren Werken die Grenze zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Lebewesen, nicht zuletzt, um die anthropozentrische Perspektive zu überwinden. Besonders die Kleidung und Masken als „zweite Haut“ unterzieht sie in Ihren Arbeiten einem Umwandlungsprozess. Dabei steht der intuitive, schöpferische Prozess im Dialog mit einer konzeptionell orientierten Forschung, die rein theoretische, aber auch körperorientierte Elemente integriert. Heinz nimmt die Gegenwart als krisenhaft wahr und fragt in ihren Werken „was es bedeutet, heutzutage ein sich entfaltender, bewusster Mensch zu sein, der in Beziehung zu sich und seiner Umwelt lebt und wächst“. Hier sieht sie auch die Beziehung zum Werk von Jacqueline Diffring, die in ihrer Zeit und unter den Bedingungen der großen Zivilisationskrise von Nationalsozialismus und Weltkrieg, sich eine Gegenwärtigkeit ihrer bildnerischen Sprache erst mühsam erarbeiten musste.
Theoretischer Ausgangspunkt des Schaffens von Luisa Heinz ist die Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen zu den Grundlagen des menschlichen Seins und der Existenz in einer bedrohten Ökosphäre. Heinz überführt diesen theoriegeleiteten Diskurs in eine Arbeitsweise, die skulpturale, performative und filmische Elemente vereint. In Anlehnung an künstlerische Vorgänger wie Joseph Beuys gebraucht sie Kleidung, Masken und Stoffe wiederkehrend als Metaphern, um Prozesse individueller Wandlungsfähigkeit wie kollektiver Fortentwicklung unter variierenden Vorzeichen zu verdeutlichen. Sie versteht ihren eigenen Körper als Bezugspunkt für ihr künstlerisches Schaffen. Neben der Kompetenz zur steten Reflexion des eigenen Seins und Wollens erachtet hierbei Heinz das Erleben der Selbstwirksamkeit als entscheidend, das zur Gestaltung vielseitiger Interaktionsebenen beiträgt, ebenso wie es den einzelnen wieder zu sich zurückführt. Für Komplexität und Dynamik dieser Beziehungsgeflechte findet Heinz beeindruckende Bilder.
Standort: Kabinettausstellung