Ein vitaler Schauplatz der Literatur: Im 18. Jahrhundert wird der Wald vom Handlungsraum zum therapeutischen, rechtschaffenden oder auch spirituellen Gegenüber. Der Vortrag untersucht drei literarische Waldformen, die in der Aufklärung entwickelt und in der Romantik entfaltet wurden. Mit der Entdeckung des Spazierengehens an den Stadträndern wird der lichtdurchflutete Baumbestand zum Lustwäldchen, in dem geltende Sozialformen gelockert werden. Neben der geselligen Nutzung wird auch die Einsamkeit gesucht, um die Wahrnehmung zu intensivieren und mit der sprachlichen Darstellung zu experimentieren. Weniger um das Verlangsamen, als ums Beschleunigen geht es hingegen in den menschlichen und tierlichen Jagdrevieren. Hier kommt der Wald in fabelhaften und dämonischen Erzählungen, aber auch in dramatischen Gewaltexzessen in den Blick, in der er mitunter das letzte Wort hat. Eine starke Traditionslinie besteht seit der Antike im Heiligen Hain, der in hohem Ton besungen wird. Diese Waldform ermöglicht nicht nur die Begegnung mit Gottheiten, sondern erhält selbst zunehmend göttliche Züge. Dabei werden auch proto-ökologische Auffassungen formuliert, welche die Sänger:innen in die Verantwortung nehmen.
Referent:in: Dr. Christiane Holm
Ort: Goethestraße 3–5, 1. Etage, R. 1.25/26
Weitere Informationen zum Programm der Ringvorlesung und der Buchung finden Sie auf der Webseite der Wissenschaftlichen Weiterbildung.
Preisinformation:
Tickets alternativ am Eingang erhältlich.