Klaus Manns Roman »Mephisto« erzählt vom Schauspieler Hendrik Höfgen, der es in den 1930er-Jahren zum Bühnenstar des sogenannten »Neuen Reiches« bringt. Der Preis für seine Karriere ist seine schuldhafte Verstrickung. Höfgen arrangiert sich mit den Mächtigen, sowohl getrieben als auch verführt, wird zum Täter. Zwischen Angst und Ruhmessucht zerrieben bemerkt er zu spät, dass er – ganz Doktor Faustus – längst auf der dunklen Seite steht. Er begeht Hochverrat an seinen vormaligen Idealen, an seiner Geliebten sogar und wird zum »Affen der Macht«, zu einem »Clown zur Zerstreuung der Mörder«. So jedenfalls beschreibt es Klaus Mann.
Was erschließt uns dieser Text, der so hartnäckig als »Schlüsselroman« von Mann bezeichnet wird? Das Leben und Wirken und das Verstricktsein von Gustaf Gründgens klingen überdeutlich an, doch Mann bestand darauf, dass es sich eben nicht um ein Porträt handle, sondern – größer – »um einen symbolischen Typus«. Gemeint ist der Typus des Künstlers, der sich und seine Kunst ins Verhältnis setzen muss zu Welt und Staat und Gesellschaft, obwohl es doch unsere große Sehnsucht ist, dass die Kunst unabhängig und für sich steht. Und dass dieser Widerspruch unauflöslich ist.
Der Filmregisseur Jan Bonny, bekannt für Arbeiten wie »King of Stonks« und »Wintermärchen«, inszeniert erstmals am Düsseldorfer Schauspielhaus. Gemeinsam mit seinem Co-Autor Jan Eichberg wird er Manns Text aus gegenwärtiger Perspektive lesen und danach fragen, wo Kunst und Künstler:in heute stehen angesichts der Drohszenarien der Neuen Rechten und einer in vielem tief gespaltenen und verunsicherten Republik.