Das Tanzstück Bestiario ist von der Viersäftelehre inspiriert, eine Lehre, deren Ursprünge in der antiken griechischen und römischen Medizin liegen und bei der vier Körpersäfte mit je einem Temperament (sanguinisch, melancholisch, cholerisch und phlegmatisch) in Verbindung gebracht werden. María Colusí verwandelt die Lehre in eine zeitgenössische Metapher und untersucht, wie sich das innere Gleichgewicht, sowohl körperlich als auch emotional, in Stimme und Bewegung widerspiegelt. Ihr Tanz zeigt, wie beides – Stimme und Körper – Identität nicht nur ausdrücken, sondern auch konstruieren und verändern. Indem sie beide in ihren Tanz einbezieht, wird deutlich, dass Körper und Stimme bei der Schaffung von Bedeutung und Ästhetik aufeinander angewiesen sind. Bestiario lädt dazu ein, sich selbst zu beobachten und in einen Dialog zu treten, und inspiriert dazu, neue menschliche Erfahrungen zu machen oder anders zu verstehen.