Der Pianist Martin Stadtfeld ist im heutigen Kulturbetrieb eine Ausnahme: Er gibt vornehmlich Solokonzerte. Er kann es sich erlauben, denn die Alben des preisgekrönten Ausnahmepianisten Martin Stadtfeld sind wahre Verkaufsschlager. Der Sieger des Leipziger Bach-Wettbewerbs 2002 begeistert sein Publikum nicht nur mit seinen innovativen Interpretationen großer Werke, sondern ebenso mit Improvisationen über bestehende Stücke.
Johann Sebastian Bach ist – wie so oft bei Stadtfeld – der Ausgangspunkt in seinem Konzert. Fréderic Chopin und Franz Liszt, die weltgewandten Klaviervirtuosen-Komponisten wurden von der europäischen High Society vergöttert. Beide gehörten zu den Ersten, die das volle künstlerische Potenzial des modernen Konzertflügels ausschöpften, und beiden sind harmonische Fortschritte zu verdanken, die ihr Image als Liebhaber pompöser Schaustücke widerlegten. Doch trotz dieser Gemeinsamkeiten gab es auch tiefgreifende Unterschiede zwischen den beiden. Chopin war der zurückhaltendere, aristokratischere, träumerischere Poet. Neben ihm, in den 1830er und 40er Jahren, war Liszt ein extrovertierter Showman – aber vielleicht auch der größte Techniker, den das Klavier je hervorgebracht hat. Liszts einzige Klaviersonate revolutioniert die Gattung und bleibt doch Einzelstück. Chopins Sonate in der gleichen Tonart greift dagegen auf die klassische Form zurück.