Als der Heidelberger Künstler Matthias Maaß 2019 im Alter von 61 Jahren viel zu früh verstarb, hinterließ er ein reichhaltiges Werk, für dessen Bewahrung und Sichtbarkeit Sorge zu tragen sich die Matthias Maaß Collection zur Aufgabe gemacht hat. Ziel dieser Ausstellung ist somit, neben dem Andenken an eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die Herausstellung der im besten Sinne eigenwilligen stilistischen Prägung sowie eine Zusammenstellung unterschiedlicher wesentlicher Werkgruppen im Gesamtschaffen des Künstlers zu zeigen.
Bekannt wurde Maaß in erster Linie durch seine Kopf- oder Tagesbilder, zumeist in Tusche und Aquarell auf A4 Papier gezeichnet. Darüber hinaus entstanden aber auch Öl- und Acrylbilder auf Leinwand, einige Druckgrafiken und zahlreiche Bleistift-, Buntstift- und Kreidezeichnungen. Charakteristikum in Maaß Arbeiten ist dabei die Linie. Sie ist fragil und dennoch dezidiert. Insbesondere in den Tuschezeichnungen fasziniert das Zarte und zugleich auch Eckige und Kantige der oft scheinbar endlos geführten Bahnen. In suchender Ungenauigkeit bewahren die Linien des Künstlers immer menschliche Dimension, auch wenn er sie in ein Raster aus vorherberechneten Rechteck-Kompartimenten zwängt und einem Drang nach Ordnung nachgibt. Insbesondere durch das immer wieder neue Ansetzen mit frischer Tusche entsteht parallel zu dem figurativen Motiv ein abstraktes Muster von geheimnisvoller Rhythmik und faszinierender Ästhetik.
Poetische Stimmungen ergeben sich häufig durch wunderbar assoziativ gesetzte Titel, die Maaß neben dem exakten Entstehungsdatum handschriftlich in Tusche vorne auf das Blatt setzt und somit – ähnlich wie etwa Paul Klee – bewusst zu einem mitbestimmenden Faktor der Arbeit macht. Fein und poetisch sind oft auch die farbigen Akzente in Aquarellfarbe, die den arabesken Liniengeflechten einen flächigeren Gegenpart bieten und den manchmal abgründigen Tiefen psychischer Verfasstheit heitere und lyrische Noten an die Seite stellen.
Äquivalent zur Idee der ‚écriture automatique‘ der Surrealisten schöpfte Maaß Inspiration aus den tiefen Schichten innerer Versunkenheit, die in seinen Werken hermetisch Geheimnisvolles, Abgründiges und Getriebenes ebenso zu Tage fördert wie menschenfreundliche Zugewandtheit, feinen Humor und sensibles Einfühlungsvermögen. Dr. Kristina Hoge.