Das sagt der/die Veranstalter:in:
M.O. ist eine choreografische Performance, die das Spannungsfeld zwischen verkörpertem Wissen und maschinell generierter Intelligenz erforscht. Das Stück untersucht, wie KI-Systeme – trainiert mit voreingenommenen Datensätzen und entwickelt innerhalb kapitalistischer Strukturen – dominante kulturelle, rassistische und geschlechtsspezifische Normen reproduzieren. Anstatt KI als neutrale oder abstrakte Größe zu behandeln, thematisiert M.O. ihre Körperlichkeit – ihre Netzwerke, Datensätze, politischen und ästhetischen Implikationen – und fragt: Welche Körper produziert, verzerrt oder ignoriert KI?
Auf der Bühne interagieren drei Performerinnen – Maia Joseph, Angela Bettoni und Julek Kreutzer – mit einem Live-Prompter (Giovanni Sabelli Fioretti) und einem KI-gesteuerten visuellen System, das von der Creative Coderin Martyna Chojnacka entwickelt wurde. Die Performance entfaltet sich als Echtzeit-Interaktion zwischen menschlicher Bewegung und maschineller Antwort: eine hybride Choreografie, die sich mit jedem Prompt verändert und ein sich entwickelndes, monströses Wesen erschafft, das durch Bilder und Bewegung spricht. Das Publikum wird aktiv eingebunden: Es ist eingeladen, eigene Prompts einzubringen, die den Verlauf der Performance mitgestalten – so entsteht ein kollektiver Akt der Ko-Kreation, bei dem sich Zuschauen und Handeln, Kontrolle und Hingabe vermischen.
Das Projekt stellt dringende ethische Fragen: Wie werden weibliche und behinderte Körper durch Algorithmen repräsentiert? Wer bestimmt die Ästhetik maschinell generierter Bilder? Welche Narrative sind in den Datensätzen enthalten – und welche fehlen?
Strukturiert in drei Teile, beginnt M.O. mit Live-Prompting, führt über in immersive visuelle Überlagerungen und endet mit der autonomen Bewegung eines KI-generierten Bildes, das sich vom menschlichen Körper löst. Die Performance beschreibt eine Reise von poetischer Ko-Kreation hin zur algorithmischen Entfremdung – ein Spiegel der zunehmenden Autonomie künstlicher Systeme.
M.O. verbindet Tanz, Performance, Publikumsinteraktion, maschinelles Lernen und spekulative Dramaturgie zu einem kritischen und sinnlichen Erlebnis. Es geht nicht darum, das Monster zu zähmen – sondern mit ihm zu tanzen.