Manche Bewegungen bleiben. Nicht nur im Kopf sondern auch im Körper. Die Arbeiten in muscle memory knüpfen an diese physischen Erinnerungen an und verbinden sie mit Materialien, die zwischen Anspannung und Nachgiebigkeit schweben.
Gespannte Violinbögen treffen auf lose Haarsträhnen. Spitz zulaufende Formen stehen neben weichen, fast nachgebenden Strukturen. In den Arbeiten entsteht ein fragiles Gleichgewicht von Verletzlichkeit und Gefahr. Wachs taucht als Material auf: formbar, veränderlich, zugleich brüchig.
Viele der Objekte scheinen aus der Welt der Arbeit oder des Trainings zu stammen: Dinge, die Kraft verlangen, Kontrolle erfordern, Widerstand leisten. Die maschinelle Strenge dieser Formen wird immer wieder unterlaufen – durch organische Elemente, körperliche Anmutungen oder die Spuren einer Berührung.
Wiederholte Gesten hinterlassen Spuren, nicht nur im Material, sondern auch im Körper, der sie ausführt. Diese Bewegungen werden zu etwas Eigenem, automatisiert und doch von Erinnerung durchzogen. Die Materialien wirken, als würden sie einander herausfordern, ohne ein klares Übergewicht zu gewinnen. Wie ein fragiles Kräftespiel, das sich in kleinen Verschiebungen und Spannungen zeigt.
Die Werke erscheinen wie eine Verdichtung von Empfindungen und treten so in Austausch mit den Betrachtenden. Anspannung prägt sich in uns ein, Disziplin formt den Körper, und der Körper sucht nach Wegen, sich zu entziehen. Es entstehen kurze Fragmente einer Choreografie, in der jedes Element in Spannung zu seinem Gegenüber steht.
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Seit ihrer Gründung 2007 hat sich Baustelle Schaustelle e.V. der Förderung des künstlerischen Nachwuchs aus der Region verschrieben und sich mit insgesamt rund 100 Ausstellungen als Raum für junge Kunst etabliert. Mit dem Selbstverständnis eines gemeinnützigen Vereins stellt der Projektraum die Bedürfnisse einer jungen und zeitgemäßen Kunstproduktion in den Vordergrund, bietet eine Plattform, um Arbeiten im Raum zu erproben und lädt zum Experimentieren ein.