In der einmaligen Atmosphäre, wenn die Pinakothek der Moderne abends schließt, erfüllt das Münchener Kammerorchester das Herz des Museums – die Rotunde – mit seiner ›Nachtmusik der Moderne‹. Passend zu den Kunstwerken des Museums präsentiert das Orchester Musik aus dem 20. und 21. Jahrhunderts. Die Besonderheit: Pro Konzertabend wird die Musik von nur einer Komponistin oder eines Komponisten gespeilt. So könnt ihr mit dem MKO ganz in diese eine Klangwelt eintauchen. An drei bis vier Samstagabenden in der Saison stellt Ihnen so das Münchener Kammerorchester die wichtigsten Komponistinnen und Komponisten unserer Zeit vor.
Samstag, 7. Dezember 2024, 22 Uhr: Komponistenporträt Enno Poppe
Seine Stücke heißen ›Strom‹, ›Rad‹, ›Herz‹ oder ›Wald‹, und so plastisch, so unmittelbar wie diese Titel wirkt auch Enno Poppes Musik. Poppe ist einer der originellsten Komponisten unserer Zeit und ein echter Paradiesvogel. Feinste Reibungen, extreme Vielstimmigkeit, Experimente mit ungewöhnlichen Klangfarben und Kombinationen – all das dient einem Zweck: Musik zu erschaffen, die purer Ausdruck, die essenziell ist, die einen packt und nicht mehr loslässt. Bei dieser ›Nachtmusik der Moderne‹ lernt ihr nicht nur die Musik von Enno Poppe kennen, sondern er selbst wird beim Künstlergespräch vor dem Konzert über seine Musik sprechen und im Konzert selbst am Dirigentenpult stehen: beim dicht gewebten Violakonzert ›Filz‹, das er für die Solistin Tabea Zimmermann geschrieben hat; und bei ›Wald‹, in dem vier Streichquartette einen komplexen Klanglebensraum erzeugen; außerdem erklingt ›Schlaf‹ für zwei Kontrabassklarinetten, deren Klang seit jeher für Traumtrunkenheit und die Welten zwischen Dies- und Jenseits steht.
Samstag,15. März 2025, 22 Uhr: Komponistenporträt PETERIS VASKS (*1946)
Sinfonie Nr. 1 ›Stimmen‹ (1991)
Cellokonzert Nr. 2 ›Präsenz‹ (2011/12)
ANASTASIA KOBEKINA Violoncello
YUKI KASAI Leitung und Konzertmeisterin
MÜNCHENER KAMMERORCHESTER
»Die meisten Menschen haben heute keinen Glauben, keine Liebe und keine Ideale mehr. Die geistige Dimension geht verloren. Ich will der Seele Nahrung geben.« Mit diesem Bekenntnis bringt Peˉ teris Vasks sein schöpferisches Sein und Wollen auf den Punkt. Es gelingt ihm, indem er ganz bewusst Ausdruck und Mittel sparsam hält und selbst in wüstesten Momenten um Wohlklang ringt: virtuos und klangsinnlich. Gleichzeitig ist Vasks eine zentrale Identifikationsfigur im Baltikum. Dafür steht die Sinfonie Nr. 1 ›Stimmen‹. Sie ist während der kritischen Phase der Loslösung der baltischen Staaten von der Sowjetunion entstanden. Die drei Teile widmen sich der Stimme der Stille, des Lebens und des Gewissens. Im Cellokonzert Nr. 2 – mit der wunderbaren Solistin Anastasia Kobekina – verweist der Beiname ›Präsenz‹ wiederum auf das reine Sein einer Musik, die ohne künstliche Distanz emotional und spirituell präsent ist. Das Solo-Cello wird zum Träger einer menschlichen Stimme. Im letzten Satz singt die Solistin während des Spiels ein volksmusikalisch inspiriertes Wiegenlied. Dieser Gesang ohne Worte schlägt eine Brücke zu den Stimmen aus der 1. Sinfonie.
Samstag,17. Mai 2025, 22 Uhr: Komponistenporträt WOLFGANG RIHM (*1952)
Ländler für 13 Streicher (1979)
›Male über Male 2‹ für Klarinette und 9 Spieler (2000/2008) ›Nachtordnung‹ für 15 Streicher (1976)
JÖRG WIDMANN Klarinette
BAS WIEGERS Dirigent
MÜNCHENER KAMMERORCHESTER
Zwei Associated Conductors porträtieren einen Komponisten, bei dem einer von ihnen selbst studiert hat und mit dem das Orchester lange verbunden ist: Diese Wolfgang-Rihm- Werkschau ist eine sehr persönliche Nachtmusik. Gleichzeitig zählte ein Rihm-Porträt 2004 zu den ersten Konzerten dieser MKO-Reihe in der Pinakothek der Moderne. Das jetzige Programm eint Kompositionen, die mit kühnen Reduktionen ins Innere lauschen und gleichzeitig eine expressive Intimität atmen. Da ist das von Jörg Widmann uraufgeführte ›Male über Male 2‹: Hierbei handelt es sich um die »Übermalung« des viersätzigen Klarinetten- Solos ›4 Male‹, das Rihm im Jahr 2000 für seinen einstigen Kompositionsschüler Widmann geschrieben hatte. Im still schleichenden Sarabanden-Rhythmus des ›Ländlers‹ verschieben sich hingegen harmonisch-metrische Strukturen, bis ein unwirkliches Klanglicht schimmert: gebrochen in Geschichte und Gegenwart. Die ›Nachtordnung‹, eines der wohl eindrücklichsten Streicherwerke Rihms, ist von einem Gedicht von Paul Celan inspiriert. In sieben »Bruchstücken« werden Traumwelten kontrastierend ergründet.
KÜNSTLERGESPRÄCHE VOR DEN KONZERTEN UM 21 UHR
Bevor um 22 Uhr das Konzert beginnt, sind die Porträtierten selbst oder Experten für ihre Musik zu Gast und sprechen ab 21 Uhr über Inspiration, Klangsprache und Entstehungsprozess.
NACHTFÜHRUNGEN JEWEILS VOR DEN KONZERTEN UM 20 UHR
Vor den Einführungsgesprächen bietet die Pinakothek der Moderne eine Nachtführung zu Werken zeitgenössischer Künstler, Designer oder Architekten an. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und nur mit vorab gekaufter Konzertkarte möglich; Anmeldung für die Führung bis zwei Tage vor dem Konzert unter programm@pinakothek.de
ZUR REIHE „NACHTMUSIK DER MODERNE“
In jeder Saison widmet das Münchener Kammerorchester wichtigen Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts ein Porträt-Konzert, in dem Werke des jeweiligen Komponisten aus unterschiedlichen Schaffensperioden und in verschiedenen Besetzungen präsentiert werden. Diese Konzerte im besonderen Ambiente der Rotunde der Pinakothek der Moderne kann man im Abonnement buchen und über 17% gegenüber dem Einzelkartenpreis sparen: Mit dem Nachtmusik-Abonnement mit 3 Konzerten für 75 €.
Die Reihe der ›Nachtmusik der Moderne‹ wird gefördert von European Computer Telecoms und der Ernst von Siemens Musikstiftung.
Preisinformation:
Sitzplatz Normalpreis 35,00 EUR Sitzplatz U28-Karte 15,00 EUR Stehplatz Normalpreis 18,00 EUR Stehplatz U28-Karte 15,00 EUR