Anke Glasmacher liest aus ihrem neuen Lyrikband „Zur Stunde Blau“.
Ich denke: also blau. Farben sind der Dichtung seit Jahrhunderten ein Begriff. Sie symbolisieren Sehnsucht, Vergänglichkeit, Tod, aber auch Erkenntnis und Wandel. Auch die Farbe Blau gehört in diesen Kanon. Die blaue Blume stand in der Romantik für Liebe und Sehnsucht. Eine blaue Rose wird in Japan als Zeichen einer erfüllten Liebe zu Hochzeiten verteilt. Eine blaue Rose ist genetisch verändert, in der Natur kommt sie nicht vor. Sie ist ein Konstrukt. Die Farbe Blau hat als Symbol die Epochen überdauert und ist in der Dichtung eine feste Größe. Georg Trakl, Georg Heym, Else Lasker-Schüler, Hilde Domin schrieben über eine Welt die der heutigen zu ähneln scheint: Krieg, innen und außen. Blau ist damit auch ein Begriff für eine innere Hilflosigkeit, der Versuch, Sprache neu zu ordnen, wenn Sprache als Übereinkunft an ihr ultimatives Ende gelangt ist. In einer Zeit, in der Wirklichkeit nichts mehr zählt, sondern medial verschwimmt und „alternative Fakten“ den Diskurs übernehmen.
Der Kölner Literatursommer wird kuratiert von der Literaturszene Köln.
NIMM PLATZ am Neumarkt ist ein gemeinsames Projekt der Kölner Kulturverwaltung und der Freien Kulturszene, mit Beiträgen der Hochschule für Musik und Tanz (HfMT) sowie der Kunsthochschule für Medien (KHM).