Pedro Kadivar (IR/DE): Stimme, Text, Konzept
Katia Guedes (BR/DE): Stimme
Susanne Stelzenbach (DE): Klavier
Sigrid Brinkmann (DE): Moderation
Der Autor und Theaterregisseur Pedro Kadivar ist in Schiras (Iran) geboren und 1983 während des Iran-Irak-Kriegs nach Frankreich geflüchtet. Seit 1996 lebt er in Berlin. Sein Roman Unendlich ist die Nacht wurde im April 2023 beim Bremer Sujet Verlag veröffentlicht, der sich insbesondere den Themen Freiheit und Migration verschrieben hat.
Die Erzähler und Hauptfiguren sind zwei Männer: ein Deutscher, der ein Jahr vor dem Fall der Mauer aus der DDR in die Bundesrepublik flüchtete, und ein Iraner, der im selben Jahr aus dem Iran nach Frankreich kam. Längst sind sie ein Paar und wohnen zusammen. Der Roman handelt von ihrer Beziehung, ihrer Begegnung in Berlin, von ihren unterschiedlichen Fluchtgeschichten in Verbindung mit der aktuellen Realität und dem Flüchtlingsthema überhaupt. Es ist ein Berliner Roman, in dem die deutsche Hauptstadt und ihre Orte eine zentrale Rolle spielen.
Für seine musikalische Lesung von Unendlich ist die Nacht hat Pedro Kadivar die Vokalistin Katia Guedes und die Pianistin Susanne Stelzenbach eingeladen. Kennzeichen der interdisziplinären und improvisatorischen Performance ist ein sehr freier Umgang mit dem Text, mit dem Ziel einen tieferen Zugang zum Roman ermöglichen und ihn in seiner Vielfalt und im Hinblick auf seine diversen Motive und Themen zu offenbaren. Die musikalische Ebene fungiert als eine Art dialogische Übersetzung, ohne den Text dabei zu doppeln.
Im Anschluss folgt ein Gespräch mit der Literaturkritikerin Sigrid Brinkmann (Deutschlandradio Kultur) und dem Autor über den Roman sowie die musikalische Lesung.
Nach seiner Flucht aus dem Iran studierte Pedro Kadivar nach dem Abitur in Paris Literatur- und Theaterwissenschaft an der Universität Paris III-Sorbonne Nouvelle. Beeindruckt von Berlin und seinem Treffen mit Heiner Müller während einer organisierten Reise für junge französische Theaterregisseur*innen folgte der Entschluss, sich in Berlin niederzulassen. 2002 promovierte er am Institut für Romanistik der Humboldt Universität zu Berlin über Marcel Proust, bevor er sich wieder seiner Arbeit am Theater widmete. Seine Stücke wurden in Frankreich (Odéon – Théâtre de l’Europe, Festival d’Avignon etc.), in Deutschland und in England gespielt, wofür er mehrere Preise erhielt. 2018 erschien sein Kleines Buch der Migrationen (aus dem Französischen von Gernot Krämer) und 2023 sein Roman Unendlich ist die Nacht. Am Theater Erfurt wurde 2021 sein Stück Kunst der Flucht (Uraufführung Maxim-Gorki- Theater) gezeigt und 2024 sein Ein-Personen-Stück Ich höre Euren Atem – Monolog der geflüchteten Schauspielerin in seiner Inszenierung uraufgeführt. 2024 war er Stipendiat des Berliner Senats im Bereich Literatur.
Die aus Brasilien stammende Sängerin und Komponistin Katia Guedes studierte Oboe, Gesang und Komposition an der USP São Paulo sowie an der HfM Hanns Eisler Berlin. Ergänzend absolvierte sie Masterstudien in Musik- und Theaterwissenschaft an der TU und FU Berlin. Als Sopranistin war sie international bei Festivals wie der Biennale Salzburg, MaerzMusik, Ultraschall oder am Teatro Real Madrid zu hören, u. a. mit Ensemble Mosaik, Klangforum Wien, Nieuw Ensemble Amsterdam, den Maulwerkern und den Neuen Vokalsolisten Stuttgart.
Geboren in Reudnitz (Thüringen), lebt Susanne Stelzenbach als freischaffende Komponistin und Pianistin in Berlin. Sie studierte an der HfM Hanns Eisler Berlin, wo sie von 1976 bis 1983 einen Lehrauftrag für Klavier innehatte. Als Interpretin zeitgenössischer Musik war sie bis etwa 2000 solistisch und kammermusikalisch aktiv – Erfahrungen, die ihr Komponieren nachhaltig prägten. Seit 1987 entsteht ein vielfältiges Werk für Kammerensemble, Orchester, Musiktheater, Audioformate und Text. Ihre Stücke wurden international aufgeführt und im Rundfunk gesendet. Von 2002 bis 2021 leitete sie das Kunstfest pyramidale in Berlin-Marzahn. Stelzenbach ist Mitglied der Komponist*innengruppe Atonale. Sie erhielt zahlreiche Preise, Stipendien und Aufträge.
Sigrid Brinkmann studierte Romanistik und Germanistik in Montpellier, Paris und Berlin. Ihr Fokus als Rezensentin und Feature-Autorin (u.a. für ARD-Rundfunkanstalten) liegt auf frankophoner und israelischer Literatur. Von 2004 bis 2024 moderierte sie das Kulturmagazin Fazit auf Deutschlandfunk Kultur, seit 2023 gehört sie zum Moderator*innen-Team des Büchermarkt im DLF. Als Grenzgänger-Stipendiatin der Robert-Bosch-Stiftung recherchierte sie 2013 in Marokko. Von 2021 bis 2024 war sie Jurymitglied des Prix Premiere. 2021 gründete sie mit Clarisse Cossais den zweisprachigen Podcast Littéramours.com, den sie seit 2022 allein produziert – inklusive eigener Übersetzungen aller geführten Gespräche.
19:00: soundwalk mit Thomas Gerwin
Die Veranstaltung ist Teil des Monats der zeitgenössischen Musik Berlin.
https://www.field-notes.berlin/
Zugang
Eingang G (durch das Restaurant Mokja)
Livestream
Das Event wird als Livestream auf unserem YouTube-Kanal übertragen: https://www.youtube.com/exploratoriumberlin
Preisinformation:
Eintritt 15/12/6 € (Normalpreis/ermäßigter Preis/Berechtigungsausweis) Die Abendkasse öffnet um 19:30 Uhr. Bitte bezahlen Sie bar. Kartenzahlung ist nicht möglich.