Eines der zentralen Themen des lettischen Kunstjahrbuchs 2024, WunderKombināts Nr. 3, ist die Schnittstelle von Kunst und Ökologie. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den komplexen Beziehungen zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Entitäten, die durch das sowjetische Kolonialerbe und seine anhaltenden Auswirkungen geprägt sind. Auf die Vorstellung der neuen Ausgabe von der Gründerin des Magazins, Elīna Ķempele, zusammen mit der Autorin Anastasiia Omelianiuk vom Ukrainian Decolonial Glossary, folgt das Screening von Oleksandr Dowschenkos Spielfilm „Poem about the Sea“ aus dem Jahr 1958. Der Film, der von seiner Frau Yuliya Solntseva fertiggestellt wurde, porträtiert auf poetische Weise den Bau des Wasserkraftwerks Kakhovka und verbindet Propaganda mit einer nuancierten Kritik.
Das Wasserkraftwerk wurde 1955 im Rahmen von Stalins „Plan zur Umgestaltung der Natur“ in extremer Geschwindigkeit gebaut und bewässerte die ukrainische Krim und die südlichen Regionen, während der Kachowka-Stausee in ein Binnenmeer verwandelt wurde. Diese Vision gab es aber nur zu einem verheerenden Preis: fruchtbares Land und fast 100 Dörfer wurden überflutet. Ähnliche Projekte führten in Lettland, Kasachstan zu weitreichenden ökologischen und sozialen Zerstörungen. Das Vermächtnis dieser Infrastruktur wurde in der Nacht vom 6. Juni 2023 deutlich, als russische Streitkräfte den Kachowka-Staudamm zerstörten und eine beispiellose Umweltkatastrophe mit weitreichenden Folgen auslösten.