Drei Dichter:innen zeigen an diesem Abend, wie furios und unterhaltsam poetisches Denken auf die Welt reagiert, indem es Fachsprachen anzapft und Wissensdiskurse auf Kollision bringt. So erweitert Sergio Raimondi den lyrischen Wortschatz, indem er die Auswirkungen der globalen Arbeitswelt auf Sprache und Umwelt untersucht und den Nachtfalter »Totenkopfschwärmer« mit Kohlekraftwerken verschränkt.
Koloniale Spuren und »Minengesang« dagegen verknüpft Fiston Mwanza Mujila in seinen klanglich schillernden Gedichten zu einer Psychogeografie der Republik Kongo. Wie viele »Knirpse« braucht es, die Minen im Bauch der Erde zu sättigen? Wie viele Ahnen sprechen durch die Minerale oder die »Bauchnamen« eines Gedichts im Zeitalter des Extraktivismus?
Ein Jenseitsreisender auf deutschen Autobahnen, »Engpassbeseitigungen« und Enten, die einen Staat gründen – all das findet sich in den Gedichten von Monika Rinck. Seit jeher zelebrieren sie die pyrotechnischen Erkenntnispotentiale, die das Einfädeln von Sachtexten, Theorie und erhaben-dunkler Albernheit freisetzt: »Spürst du den Sog der Arbeit, die du gar nicht gemacht hast? / Haha! Hier ist sie noch. Wogegen hast du sie getauscht?« Der Aufprall verschiedener Modi des Denkens erheitert und führt – ganz gewiss! – zu neuen Abfahrten im Geist.
Moderation: Uljana Wolf
Die deutschen Übersetzungen liest Benjamin Höppner.
In Kooperation mit der Volkshochschule Köln.
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Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt.