Inspiriert von dem Roman Triptychon der Niedertracht des kolumbianischen Schriftstellers Pablo Montoya, spannt die Performance des italienischen Kollektivs Anagoor einen Bogen zwischen zwei Kunstwerken aus dem 16. Jahrhundert: Theodore de Brys Kupferstiche, die den Völkermord an den indigenen Völkern Amerikas illustrieren, und François Dubois’ Bild Bartholomäusnacht, der berühmtesten Darstellung der Vernichtung der Hugenotten durch die französischen Katholiken. Während de Bry die spanische Conquista nur indirekt bezeugen konnte, da er den Ozean nie überquerte, war Dubois mehr als nur Zeuge: Er überlebte das Massaker in Paris, an dessen Gewalt er keine Erinnerung hinterlassen wollte. Eine vielschichtige theatralische Erzählung setzt hier die Kunst auf die Anklagebank, und zwar nicht mehr nur als Zuschauerin, sondern als potenzielle Komplizin der Gewalt. Im Mittelpunkt der Reflexion steht ein moralisches Dilemma: Kann die Kunst zur Aufhebung der Gewalt beitragen? Kann man das Böse darstellen, ohne es zu verbreiten? Kann man Zeugnis vom Schmerz der Opfer ablegen, ohne ihn geteilt zu haben?
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Normalpreis: 18€ Ermäßigt: 10€