Kurator: Léon Kruijswijk
Assistenzkuratorin: Linda Franken
Die forschungsbasierte Praxis von Sung Tieu (* 1987, VN) reflektiert die subtilen Dynamiken zwischen individuellen Lebensrealitäten und übergeordneten systemischen Kräften. Durch Installation, Skulptur, Fotografie, Zeichnung, Text, Video und Klang untersucht sie archivarische, bürokratische und institutionelle Strukturen, die über Inklusion und Exklusion, Legalität und Illegalität entscheiden.
In 1992, 2025 thematisiert die Künstlerin die Auswirkungen des Mauerfalls auf vietnamesische Vertragsarbeiter*innen der ehemaligen DDR und Migrant*innen wie sie selbst. Dabei untersucht sie, wie die sozio-politischen Rahmenbedingungen dieser Zeit soziale Rollen und Gemeinschaften nachhaltig prägten. Tieu stellt das Jahr 1992 als zentralen Bezugspunkt in den Mittelpunkt – jenes Jahr, in dem sie nach Deutschland kam und das von einer Welle rechtsextremer Gewalt geprägt war, die durch das Handeln staatlicher Institutionen, einschließlich der Polizei, weiter eskalierte.
Tieu, die häufig eine kritische Perspektive auf ihr unmittelbares Arbeitsumfeld einnimmt, nutzt eine neue Auftragsarbeit, um institutionelle Veränderungen an den KW umzusetzen, die 2025 in Kraft treten sollen.
Sung Tieu ist Preisträgerin des Preises für Künstlerische Forschung der Schering Stiftung 2024, der seit 2020 gemeinsam mit der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt verliehen wird. Die Auszeichnung umfasst neben einem Preisgeld eine Ausstellung, die die Produktion neuer Arbeiten einschließt, sowie eine Monografie.
Der Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung wird von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt gefördert und in Kooperation mit den KW Institute for Contemporary Art vergeben.