PRÉLUDE À L’APRÈS-MIDI D’UN FAUNE
Dem Geist von Stéphane Mallarmé entspringt der Faun, ein Wesen der Extreme, gekreuzt zwischen Realität und Traum, Seele und Materie, zivilisiert und wild – gefangen im Tanz zwischen apollinisch und dionysisch. Die Interpretation der Gastchoreographin Maša Kolar geht noch weiter und verankert den Faun in der zeitgenössischen Realität. Hier wird er selbstverliebt, zutiefst introspektiv, wählt eine einsame, verträumte Existenz und meidet die Komplexität und Störungen der anderen.
In PARADE von Eric Satie beschwört die Choreographin die unsicheren und verheerenden Ereignisse des Jahres 1917 herauf und spiegelt die zerstörerische Energie wider, an der auch unsere Gegenwart zu zerbrechen droht. In der Verbindung beider Stücke webt Kolar einen Wandteppich komplementärer Kontraste - intim und sozial, unbewusst und rational - und fängt den turbulenten Geist der Epoche ein, die die Zeit vor und während des Ersten Weltkriegs umfasst… und ins heute weist.
LE SACRE DU PRINTEMPS
In seiner Interpretation des Sacre verortet Francesco Nappa das Geschehen einer Gruppe von Individuen in eine Landschaft, die sowohl von Vergangenem als auch von Neuanfängen geprägt ist – einem urzeitlichen Ort als Symbol für die explosive Kraft und gleichzeitig die Erinnerung an Ahnen. Lokalisiert zwischen Asche und Visionen aus einer fernen Vergangenheit entstehen Spannungsfelder, Allianzen und Konflikte. Einige wünschen dringlich etwas wiederaufzubauen, andere kämpfen um das pure Überleben. Die Grenzen zwischen der Notwendigkeit zu handeln und dafür etwas oder jemanden zu opfern werden zunehmend fragiler. Der Puls der Erde hallt durch die Körper und verwandelt jede Existenz in unausweichliche Rituale. In dieser existentiellen Kulmination bleibt nur eine Frage: Ist dies der ewige Kreislauf der Natur oder das endgültige Ende dessen, was einst war?