Seit Jahren begleitet den Choreografen Richard Siegal die Faszination für "Shudan Kodo", das japanische Precision Walking. Bei dieser einzigartigen Disziplin bewegen sich Gruppen von Athlet*innen mit höchster Präzision in synchronisierten Formationen. Damit vereint es eine außergewöhnliche Mischung aus Disziplin, Ästhetik und Kollektivität, die sowohl durch ihre visuelle Kraft als auch durch technische Perfektion besticht.
2022 reiste Richard Siegal dann nach Japan, um es zu studieren und seine Erfahrungen aus dessen strengen Grundsätzen choreografisch weiterzuentwickeln. 2024 kehrte er nach Yokohama zurück und arbeitete mit dem Shudan-Kodo-Meister Jiro Omi an seiner Choreografie "Collective Action". Hierbei tauchten zwei Tänzer*innen des Ballet of Difference und 53 japanische Athlet*innen in ein Wechselspiel zwischen den kantigen elektronischen Klängen von alva noto und dem Video-Lichtdesign von Matthias Singer und fantomas ein. Das Ergebnis ist eine bahnbrechende Perspektive auf die Unterordnung des Individuums unter das Kollektiv im digitalen Zeitalter. Eine separate Kameraaufnahme aus verschiedenen Blickwinkeln außerhalb und innerhalb der Choreografie selbst bildet die Grundlage für die Videoinstallation "art.Life".
In einer Auseinandersetzung mit den technokratischen Tendenzen unserer digital geprägten Realität stellt "art.Life" damit grundlegende Fragen zu unserer Zeit: Wo verläuft die Grenze zwischen Technologie und unseren Körpern? Wie werden unsere Verhaltensweisen und Beziehungen durch die digitalen Systeme, in die sie eingebettet sind, gesteuert?
Eine Produktion von Muffatwerk München in Koproduktion mit Richard Siegal | Ballet of Difference und Synaesthetica. Mit freundlicher Unterstützung durch das Yokohama International Performing Arts Meeting und durch die Nippon Sport Science University. "art.Life" wird präsentiert von International DANCE Festival München in Kooperation mit dem Lenbachhaus.