Giorgio Nettis necessità d’interrogare il cielo (1996/1999) ist ein etwa 70-minütiger Zyklus für Sopransaxophon solo. Das Werk, das Ende der 90er Jahre in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizer Saxophonisten und Hochschulprofessor Marcus Weiss entstand, nutzt ausschließlich Mehrklänge und Spaltklänge auf dem Saxophon als kompositorisches Material. Dadurch entstehen mehrstimmige Strukturen und quasi-Polyphonien auf einem traditionell monophonen Instrument. Besonders in akustisch lebendigen und halligen Räumen entfaltet sich der Eindruck eines mehrstimmigen Meta-Instruments. Die Zusammenarbeit zwischen Netti und Weiss führte zur Veröffentlichung von Die Spieltechnik des Saxophons (2010, Bärenreiter Verlag), einem Buch über erweiterte Spieltechniken auf dem Saxophon, das ein Kompendium zu Mehrklängen auf allen Instrumenten der Saxophonfamilie bietet.
Giorgio Netti, 1963 in Mailand geboren, studierte Komposition bei Sandro Gorli am G. Verdi Konservatorium in Mailand. Seine poetische Prägung erhielt er durch Vorträge von Brian Ferneyhough, Gérard Grisey, Emanuel Nunes, Wolfgang Rihm und Iannis Xenakis, die zwischen 1986 und 1995 in Mailand stattfanden. Sein Schaffen ist geprägt von der Konvergenz aus anfänglicher Intuition, instrumenteller Praxis und Struktur, in einem Raum, der es ermöglicht, jeden Moment als unwiederholbare Singularität und lokale Materialisation einer breiteren kohäsiven Kraft zu erleben. „Was mich interessiert, ist die Besonderheit des instrumentalen Körpers: Das Instrument als Fluchtpunkt dessen, wohin sich eine Lesart der Welt im Klang richtet. Ich interessiere mich dafür, wie man die unerwartetsten Strömungen eines verankerten Traditionalismus mit dem größten experimentellen Wagnis auf einem unveränderten Instrument zusammenbringt. Was für mich ein Musikinstrument von einem Klangobjekt unterscheidet, ist genau diese Möglichkeit sehr verschiedener Ereignisse. Ein Musikinstrument ermöglicht durch die Einheit des vibrierenden Körpers, der Modulation seiner örtlichen Besonderheit folgend, eine unglaubliche Kontinuität zwischen den Extremen.“ (Giorgio Netti)
Im Jahr 2021 lernten Giorgio Netti und Salim(a) Javaid im Rahmen des IMPULS Festivals in Graz kennen und arbeiteten gemeinsam an Nettis Musik für Saxophon. Aus dieser fruchtbaren Zusammenarbeit entstand der Wunsch nach weiteren Projekten. Netti komponierte für Javaids Kammermusikformation Trio Abstrakt das umfangreiche Werk puLsar, das 2024 bei Milano Musica im Teatro alla Scala sowie beim NOW! Festival in der Philharmonie Essen uraufgeführt wurde. Das Werk ist Teil des neuen Zyklus‘ LANterna, der für drei verschiedene Trios mit jeweils einer Saxophonistin bzw. einem Saxophonisten konzipiert ist. Darüber hinaus arbeiten Netti und Javaid an einer neuen Publikation zu erweiterten Spieltechniken mit einem besonderen Fokus auf Artikulations-Techniken.
Programm:
Giorgio Netti
necessità d’interrogare il cielo
Vierteiliger Zyklus für Sopransaxophon solo, 1996/1999
1. „…intuire la dispiegata forma della luce“
2. „…affrettandosi verso il centro della luce risonante“
3. „…silenzio dei padri“
4. „…sottile veicolo dell’anima“
Mitwirkende:
Salim(a) Javaid, Saxofon
Nur Abendkasse 20 Euro (ermäßigt 10 Euro)
Preisinformation:
Nur Abendkasse 20€ / ermäßigt 10€